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Alternative Rohstoffe

Möbel aus Lebensmittelresten und Elektromüll

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Klimakrise und Lieferkettenprobleme verursachen Materialknappheit in vielen Bereichen. Die Einrichtungsbranche setzt sich bereits damit auseinander und nutzt teilweise innovative Materialien und alternative Rohstoffe. Jedoch steckt hierin noch viel ungenutztes Potenzial. Lesen Sie hier, welche Materialien das Interior Design zukünftig mitgestalten werden.

Ananasfrüchte als Nebenprodukt von Phoenix Han auf Unsplash

Bei dem Anbau von Ananas bleiben tonnenweise Blätter als Nebenprodukt über, aus deren Fasern veganes Leder hergestellt und somit ein alternativer Rohstoff geschaffen wird. (Foto: Piñatex, CC BY-SA 4.0 auf Wikimedia Commons)

Abfall als Innovationsprodukt

Die Themen Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung haben Innovationen in der Einrichtungsbranche längst Einfluss auf gestalterische Komponenten. Sie haben sich zu weltweiten Makro-Trends entwickelt und werden Design sowie Produktion von Einrichtungsgegenständen langfristig prägen. Bisher gibt es nicht nur biologisch abbaubare Möbel , sondern auch Möbel aus Algen , Hanf und anderen nachwachsenden Rohstoffen .

Aber da geht noch mehr. Betrachten wir das Problem der Abfallentsorgung und der weltweit wachsenden Müllberge: Täglich landen Lebensmittelabfälle, Elektroschrott und weitere Nebenprodukte in den Mülleimern. Sie werden noch zu wenig oder gar nicht weiter verwertet, obwohl das prinzipiell möglich und vor allem sinnvoll ist. Tatsächlich eignen sich viele der Abfälle als innovative Materialien für die Einrichtungsbranche.

Nebenprodukte beim Kochen von Sri Lanka auf Unsplash

Durch die Verwendung von Nebenprodukten und Abfällen lässt sich nicht nur die Anhäufung von Lebensmittelmüll vermeiden, sondern auch neue Einrichtungsgegenstände erschaffen werden. (Foto: Sri Lanka auf Unsplash)

Vom Lebensmittelmüll zum Baumaterial

Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Deutschland landen pro Jahr ca. 11 Millionen Tonnen Lebensmittelreste im Müll. Das ist ein riesiger Pool an Abfällen. Einige Startups und Forschungsteams haben sich mit der Materie auseinandergesetzt und überlegt, wie sie Lebensmittelmüll vermeiden könnten.

Das Ottan Studio aus der Türkei sammelt Obstschalen, abgelaufenes Getreide und andere pflanzliche Reste, also Kompostabfall. Daraus produziert das Unternehmen Einrichtungsgegenstände. Das Gute daran liegt auf der Hand: Mit diesem Vorgehen werden keine neuen Rohstoffe verbraucht.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgen japanische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität in Tokyo. Sie entwickelten aus Obst- und Gemüseabfällen ein bruchfestes Baumaterial als Beton-Alternative . Auch das Forschungsteam rund um das Projekt „ Smart Materials “ des Istituto Italiano di Tecnologia in Genua experimentiert mit Essensresten. Die Forscher und Forscherinnen versuchen, aus Reishülsen, Gemüse oder Schoten von Kakaoschalen Bio-Kunststoff herzustellen. Dieser ist entweder gummiartig oder fest.

Was sind Ananasleder und Flachsfaser?

Ein anderer spannender Ansatz ist die Verwendung von Nebenprodukten. Viele Abfallmaterialien entstehen tonnenweise schon bei der Produktion und beim Anbau von pflanzlichen Lebensmitteln wie zum Beispiel bei Flachs, Ananas oder Reis. Und die sind wertvoller als gedacht. Hersteller produzieren daraus bereits Textilien sowie für die Einrichtungsbranche interessante Materialien. Ziel dieser Stoffe ist es, den ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten.

Besonders gut für die Produktion von Outdoor-Möbeln eignen sich Flachsfasern. Diese werden aus den Stängeln von Flachs gewonnen und zu sehr feinen Textilien verarbeitet. Flachsfaser besitzt antistatische Eigenschaften, ist schmutzabweisend und hält Feuchtigkeit fern. Dass aus Ananasblättern ein lederartiges Material entstehen kann, zeigt die Firma Ananas Anam aus Spanien und Großbritannien. Aus den Ananas-Nebenprodukten der Ernte wird Piñatex® hergestellt, ein starkes und wasserresistentes Ananasleder. Reishülsen hingegen sind ein Nebenprodukt, das bei der Reisernte abfällt. Resysta hat sich dieses zunutze gemacht und einen Holzersatzstoff geschaffen, der ähnlich wie das sehr beliebte Tropenholz ist. Für dieses Holz werden die Wälder weniger beansprucht.

Elektromüll von Sahand Babali auf Unsplash

Aus Nebenprodukten und Resten, beispielsweise Elektromüll, lassen sich ausgefallene Möbelstücke mit Charakter schaffen. (Foto: Sahand Babandi auf Unsplash)

Möbel aus Elektromüll

Je häufiger die Menschen digitale Geräte kaufen, benutzen und wegwerfen, desto stärker wachsen die Berge aus Elektromüll an. Ein Problem der digitalen Zeit – und vielfach sind es Giftstoffe wie Blei, Quecksilber oder Cadmium. Um zu verhindern, dass die Gifte ins Grundwasser und in den Boden sickern, müssen sie umweltgerecht entsorgt werden. Dabei entsteht eine beachtliche Summe von weltweit jährlich über 48 Millionen Tonnen Elektromüll und Schrott. Es gibt also gleich ein zweifaches Problem: Die Produktion verbraucht Ressourcen, die Abfallentsorgung ist mindestens genauso umweltverschmutzend. Die Mission muss also sein, elektronische Geräte entweder zu reparieren oder in möglichst vielen Teilen wiederzuverwerten.

Dass Upcycling auch hier möglich ist, zeigt das italienische Unternehmen Kartell. Es entwickelte den Stuhl A.I., der zu 100 Prozent aus Riciclato , einem recycelten thermoplastischen Technopolymer, besteht, also aus Kunststoffabfällen. Und Pentatonic brachte den “Airtool”-Stuhl auf den Markt, der aus Einzelteilen von Smartphones und Plastikflaschen gemacht ist.

Zukunftstrend alternative Rohstoffe

Innovative Materialien sind nicht nur nachhaltig, sie sind auch bei den Konsumentinnen und Konsumenten sehr beliebt. Denn die Kunden und Kundinnen legen in modernen Einrichtungen viel Wert auf umwelt- sowie ressourcenschonende Produkte . Sie möchten Lebensmittelmüll vermeiden. Für die Interior Branche ist es daher umso wichtiger, experimentierfreudig zu bleiben. Neben Essensresten, Nebenprodukten von Lebensmitteln und Elektromüll könnten zum Beispiel auch Pflanzen als mögliche Rohstofflieferanten dienen.

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