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Das Stadtklima

Was moderne Metropolen von der Natur lernen können

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Bäume gegen Hochhäuser, Wiesen gegen Asphalt, frische Luft gegen Autoabgase: Großstädte und Natur – das schließt sich in vielen Köpfen der Menschen weitestgehend aus. Wenn man durch einige Großstädte unserer Zeit läuft, scheint dieser Gedanke auch nicht von Ungefähr zu kommen. Was wir tun und vor allem von der Natur lernen können, um unser Stadtklima zu verbessern, und warum das wichtig ist, erfahren Sie in diesem Artikel.

Skyline von Singapur – inklusive Stadtpark im Vordergrund

Metropolen als „städtische Wärmeinseln“: Wie müssen wir Städte gestalten, um auch in Zukunft in ihnen zu leben? (Foto: Luiz Guimaraes, Unsplash)

Die Stadt und das Klima

Die Intervalle der Extremwetterereignisse werden immer kürzer: Dürren und Hungersnöte, Fluten, die ganze Orte wegspülen, verheerende Erdbeben oder Hitzerekorde, die auf der ganzen Welt gebrochen werden – willkommen im Klimawandel. Überall, wo der Mensch aktiv und umfangreich in die Natur eingreift, muss dringend gehandelt werden. Orte, an denen das besonders häufig passiert, sind unsere Städte. Versiegelte Flächen, wärmespeichernde Werkstoffe und wenig Grünflächen als Ausgleich sind Gründe dafür, warum es laut dem Naturschutzbund NABU in Städten im Schnitt zehn Grad Celsius wärmer ist als in ländlichen Regionen und in der Meteorologie von sogenannten „städtischen Wärmeinseln“ gesprochen wird. So tragen unsere Städte heutzutage ihren Teil zum weltweiten Klimawandel bei.

Hochhäuser mit Glasfassade

Glasfassaden prägen die Skylines moderner Metropolen. Dabei sorgen unter anderem diese für sogenannte „städtische Wärmeinseln“. (Foto: Clay LeConey, Unspalsh)

Die Hydro-Fassade

Glasfassaden prägen das Stadtbild vieler Metropolen. Ob in New York, Shanghai oder Frankfurt: Die gläsernen Wolkenkratzer sind ein Hingucker – aber leider auch ziemlich schlecht fürs Stadtklima. Sobald nämlich die Sonne scheint, heizen sich die Fassaden der Hochhäuser auf. Dabei funktionieren sie ähnlich wie Heizstäbe in einem Backofen und sorgen so für die Überhitzung der Großstädte.

Aber warum ist das so? Natürliche Oberflächen speichern Regenwasser und geben an heißen Tagen etwa 60 Prozent durch Verdunstung wieder ab. So kühlt sich etwa auch ein Wald. Versiegelte Flächen wie Straßen oder Gebäudefassaden hingegen lassen gerade einmal 10 Prozent des Regenwassers verdunsten. So kommt es nicht zu einer ausreichenden Abkühlung und gleichzeitig können Überschwemmungen durch Starkregen die Folge sein.

Eine Idee, die diesem Problem entgegenwirken kann, wird derzeit auf dem Campus der Universität Stuttgart getestet. Die Rede ist von sogenannten hydroaktiven Elementen. Im Fall des getesteten Fassadenelements HydroSKIN funktioniert das so: Von außen besteht es aus einer wasserdurchlässigen Textilhülle. Diese lässt Regentropfen rein, aber hält sonstige Verunreinigungen ab. An der Innenseite wird das Wasser in ein Reservoir geleitet. Scheint dann die Sonne wieder etwas kräftiger, wird das gesammelte Wasser ins Fassadenelement zurückgeleitet, wo sich zwei textile Lagen befinden, die auf Abstand gehalten werden. Dadurch entsteht die nötige Luftzirkulation, die eine Verdunstung des gesammelten Regenwassers fördert und für einen natürlichen Kühlungseffekt der Fassade sorgt.

Nach Angaben des Forschungsteams konnte in ersten Laboruntersuchungen bereits eine Temperaturreduktion von zehn Grad nachgewiesen werden. Ein Verfahren also, das nicht nur das Stadtklima kühlen könnte, sondern gleichzeitig auch überschüssiges Wasser auffängt und vor Überschwemmungen schützen kann.

Hand greift sich einen Apfel vom Baum.

Bildunterschrift Ein Bild, was schon bald auch für die Stadt typisch sein könnte? Durch urbane Waldgärten rückt der Obst- und Gemüseanbau weiter in die Stadt. (Foto: Skylar Zilka, Unsplash)

Der urbane Waldgarten

Ein weiterer Ansatz ist der urbane Waldgarten. Was eigentlich auf der Hand zu liegen scheint, entpuppt sich als kreative Idee und hat in Deutschland noch Vorreiterpotenzial. Die Idee des urbanen Waldgartens ist, den Anbau von Obst und Gemüse in die Mitte der Städte zu holen. Dabei soll das Gefüge eines Waldes imitiert werden: „Wir nehmen die Baumschicht aus Obstbäumen, die Strauchschicht aus Beerensträuchern, die Krautschicht aus Gemüse und Kräutern“, erklärt Jennifer Schulz, Landschaftsplanerin, Wissenschaftlerin und Initiatoren des ersten deutschen Projekts in Berlin in einem Interview mit Deutschlandfunk.

Durch diese Mehrschichtigkeit sollen die ökologischen Prozesse eines Waldes angetrieben und viel Wasser gespeichert werden können. Durch den natürlichen Verdunstungseffekt kann gleichzeitig wieder das Stadtklima heruntergekühlt werden.

Darüber hinaus soll es den Anwohnern als gemeinschaftliches Gartenprojekt mit eigener Obst- und Gemüseproduktion und Aufklärung zum Thema Ernährung dienen. Während es in den USA und England bereits solche „Urban Food Forests“ gibt, sind vergleichbare Projekte wie in Berlin oder auch Kassel noch Pionierprojekte.

Auf in die Zukunft!

Es gilt, die urbanen Wärmeinseln zu reduzieren und ein angenehmes Stadtklima für Bewohner und Umwelt zu schaffen. Projekte wie diese machen uns Hoffnung und zeigen auf, wie wir in Zukunft noch gut in Städten leben können. Doch Fakt ist: Um unsere Städte modern und zukunftssicher zu gestalten, brauchen wir mehr solcher kreativen Lösungen und neugedachten Technologien – und müssen sie auch anwenden.

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