Köln: 12.–16.01.2025 #immcologne

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Zuhause aus einem neuen Blickwinkel

Ein Jahr Corona: Wie die Pandemie unser Wohnen beeinflusst

Seit einem Jahr prägt das Coronavirus unser Leben. Nicht nur der Alltag hat sich verändert, die Pandemie beeinflusst auch die Beziehung zum Wohnraum. Das eigene Zuhause ist zum Lebensmittelpunkt geworden. Was hat das vergangene Jahr im Möbelhandel bewegt? Welche Wohntrends lassen sich für das Wohnen mit und nach Corona erkennen?

Natürliche und dezente Farbe mit Möbeln kombiniert

Natürliche Farben mit dezenten Farbtupfern machen aus jedem Raum eine kleine Wohlfühloase. (Foto: Nani Marquina)

Nils Ahrenberg, Deutschland

Design Academy Eindhoven, Design, Furniture Design & Interior Architecture

Corona-Wohntrends: Das Zuhause als neuer Place to be

Homeoffice, Kantine, Schule, Fitnessstudio und Zuhause in einem ¬– durch Corona ist das seit etwas mehr als einem Jahr die Realität in vielen Haushalten. Die eigenen vier Wände sind, wenn auch gezwungenermaßen, zum neuen Hotspot avanciert. Je unkontrollierter die Außenwelt erscheint, desto wichtiger wird ein geschützter Rückzugsort. In Zeiten von Unsicherheit bieten die eigenen vier Wände uns Schutz und Geborgenheit. Wohnräume müssen sich an diese neuen Bedürfnisse anpassen. Das eigene Zuhause wird zum multifunktionalen Ort des Seins.

Homeoffice und Homeschooling: die neue Normalität

In Zeiten, in denen Büroräume wegfallen und Schulen geschlossen sind, ist es wenig verwunderlich, dass die Nachfrage nach Büromöbeln in die Höhe schießt. So verzeichnete der Online-Möbelhändler Made im Bereich Bürobedarf innerhalb der letzten 12 Monate einen Anstieg von 75 Prozent. Besonders kompakte, platzsparende Lösungen sind beliebt: Die Kunden möchten Arbeit und Privates tagsüber vereinen und abends wieder trennen. Kleine Stadtwohnungen bieten oft nicht den Platz für ein eigenes Büro. Da müssen smarte Lösungen her, die sich möglichst unauffällig in Wohnzimmer, Küche oder Schlafzimmer integrieren lassen. Die Verschmelzung von Arbeit und Zuhause bezeichnet Zukunftsforscherin Oona Horx-Strathern als „Hoffice“: Der eigene Arbeitsplatz muss auch nach Corona so selbstverständlich wie ein Schlaf- oder Wohnzimmer in die Wohnraumplanung aufgenommen werden. Denn schon jetzt zeichnet sich ein klarer Post-Corona-Wohntrend ab: Ein Großteil der Deutschen hat an der neuen, flexibleren Form des Arbeitens Gefallen gefunden und möchte auch in Zukunft nicht darauf verzichten.

Klare Raumaufteilung

Das Schlafzimmer wird tagsüber zum Homeoffice, die Küche zur Schule für die Kinder umfunktioniert und das Wohnzimmer ist am Abend durch alle Familienmitglieder besetzt. Die vielseitige Nutzung aller Räume verlangt nach klaren Gestaltungskonzepten. „Zonierung“ ist das Gebot der Stunde. Vor allem bei offenen Grundrissen dienen Regale, Paravents, Sofas und große Küchenblöcke als Raumteiler. Sie bilden optisch eine klare Abgrenzung und schaffen mehr Raum für Privatsphäre.

Smarte Devices auf dem Vormarsch

Während multifunktionale Möbel intelligente Lösungen sind, um den Wohnraum optimal zu nutzen, hat die Möbelbranche einen weiteren Weg gefunden, um unseren Alltag durch intelligente Hilfestellungen noch bequemer zu gestalten: Smart-Home-Devices. Digitale Sprachassistenten, per App gesteuerte Backöfen oder Kühlschränke, die von alleine Lebensmittel beim nahegelegenen Supermarkt bestellen, erfreuen sich großer Beliebtheit. Sie spiegeln den aktuellen Zeitgeist wider: effektiv, praktisch und zeitsparend.

Natürliche Gemütlichkeit

Bei all der Funktionalität darf eins aber trotzdem nicht zu kurz kommen: der individuelle Look. Die Einrichtung ist für viele ein Spiegel ihrer selbst. Das Motto der vergangene 12 Monate lautet: Mehr Sein statt Schein. Die Kunden besinnen sich auf das Wesentliche und sehnen sich nach Ruhe und Geborgenheit. So bestimmen natürliche Materialen die Wohntrends. Eiche, Ahorn und Birke sind aktuell besonders beliebt. Sie verleihen jedem Möbelstück einen natürlichen, warmen Look. Metalle wie Kupfer, Messing und Bronze setzen warme Akzente im eigenen Zuhause. Auch die Farbtrends reflektieren das Verlangen nach einem gemütlichen Zuhause: zarte Pastellfarben und warme Erdtöne bilden zusammen mit knalligen Akzenten ein harmonisches Farbspiel.

Corona verändert das Konsumverhalten

Der Wohnraum muss in Zukunft neuen, selbst auferlegten Standards genügen. Da die Kunden deutlich mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen, steigen auch die Qualitätsansprüche. Sich in das eigene Zuhause zurückzuziehen bekommt in Krisenzeiten einen neuen Namen: Cocooning. Ein Wohntrend, der uns auch nach Ende der Pandemie begleiten wird. Wohnraum muss also mehr funktionale Aspekte als zuvor erfüllen und zugleich schön und gemütlich sein. Kunden schenken dem eigenen Zuhause seit Corona mehr Achtsam- und Aufmerksamkeit und beschäftigen sich sehr lange mit der eigenen Einrichtung. Das zeigt auch eine Umfrage des Onlinehändlers Made. Von tausend Befragten gab mehr als Viertel an, ihre Wohnung im vergangenen Jahr neu arrangiert zu haben. Mindestens einmal im Monat haben sie in neue Möbel oder Wohnaccessoires investiert. Budget, das vor der Pandemie in teure Urlaube floss. Aber: Die Kunden konsumieren bedürfnisorientiert und bedachter. Erfüllt das neue Sofa alle meine Bedürfnisse? Kann ich den Esstisch durch ein bisschen Eigenarbeit aufwerten? Solche Fragen stellen sich die Kunden intensiver, bevor sie investieren. Und nicht nur ob ein neues Möbelstück gekauft wird, auch die Produktion spielt eine immer größere Rolle: Vegane Möbel und gebrauchte Stücke erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.

Die neue Art des Einkaufens

Die Möglichkeiten des Einkaufens sind in Zeiten von Corona beschränkt. Doch die Möbelhändler wissen sich zu helfen. Kreative Lösungen wie Click & Collect sind auf dem Vormarsch. Im Onlineshop bequem die gewünschten Artikel in den Warenkorb legen und wenig später vor Ort abholen. Wer in diesen außergewöhnlichen Zeiten ein bisschen Normalität erleben möchte, greift auf terminiertes Shoppen zurück – vorab anmelden und dann exklusiv im Store einkaufen. Ein weiterer Trend hat sich im vergangenen Jahr abgezeichnet: Shopping über Social-Media-Kanäle, denn beim Social Shopping profitieren die Kunden von personalisierten Angeboten und vergünstigten Preisen.

Umsatzveränderungen in der Möbelbranche

Die intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Zuhause und dem Konzept „Wohnen als Spiegel der eigenen Persönlichkeit“ bekommt die Möbelbranche zu spüren. Mit der imm cologne startete die Einrichtungsbranche voller Aufschwung mit neuen Ideen und Trends in das Jahr 2020. Im März dann der Wendepunkt. Das Corona Virus bestimmt den Alltag und auch den Möbelhandel. Den absoluten Tiefpunkt im vergangenen April konnte die Branche im Laufe des Jahres wieder auffangen. Je mehr Zeit die Kunden zuhause verbrachten, desto mehr setzten sie sich mit der eigenen Einrichtung auseinander. Die Kaufkraft nahm im Laufe des Jahres wieder deutlich zu. So musste der Möbelhandel im vergangenen Jahr lediglich einen Umsatzeinbruch von knappen vier Prozent verbüßen. Im Vergleich zu vielen anderen Branchen ein geringer Rückgang. Denn in diesen ungewissen Zeiten investieren viele Kunden ihr Geld in Beständiges, sie besinnen sich auf das Solide, auf nachhaltigere Werte ¬– und besonders in ihre Küche. Deren Rolle als zentraler Ort des Zusammenkommens wurde durch die Corona-Krise noch gestärkt. Mit einer Umsatzsteigerung von 4,5 Prozent ist die Küchenmöbelindustrie klarer Spitzenreiter der Branche. Also: Krisenzeiten sind Küchenzeiten.

Was bleibt nach Corona?

Die Beziehung zum eigenen Zuhause hat sich im vergangenen Jahr intensiviert, die Ansprüche haben sich verändert: Die Kombination aus Flexibilität, Qualität und Gemütlichkeit wird unser Wohnen – auch nach Corona – bestimmen. Arbeit und Wohnraum werden immer weiter miteinander verschmelzen. Einzelne Räume werden multifunktionaler und müssen zugleich ein Ort des Beisammenseins und des Rückzugs sein.

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