Köln: 12.–16.01.2025 #immcologne

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Secondhand oder gemietet

Circular Economy im Möbelhandel

Der Begriff „Circular Economy” begegnet uns in der Nachhaltigkeitsdebatte immer öfter. Die Idee: eine Kreislaufwirtschaft, in der natürliche Ressourcen geschont und wiederverwendet werden, effizient produziert und der Lebenszyklus von Produkten verlängert wird.

Selbst wenn die Welt noch weit von diesem Ideal entfernt ist, entstehen in einzelnen Industriezweigen immer mehr Inseln mit kreislaufwirtschaftlichen Prinzipien. So auch in der Möbelbranche. Welche Möglichkeiten hat der Handel genau? Und wie setzen Unternehmen die Idee bereits um?

Kreislaufwirtschaft Möbelhandel

Kreislaufwirtschaft Möbelhandel. Foto: Kelly Sikkema auf Unsplash

Second-Hand-Möbel als Geschäft

Immer mehr Unternehmen erkennen die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen, die unsere Umwelt schonen. Die Modekette H&M nimmt Kleidung zurück und verarbeitet einen Teil der Stoffe zu neuen Kleidungsstücken. Zahlreiche Startups wie Unown und Modami vermieten sogar Kleidung. Der Kosmetikhersteller Lush schenkt Kunden ein Produkt, wenn sie fünf Plastikdöschen zurückbringen. Das IT-Systemhaus Bechtle repariert und verkauft in einer Tochterfirma gebrauchte PCs und Laptops – mit exponentiell steigender Nachfrage in der Corona-Pandemie.

Warum sollte das nicht auch mit Möbeln funktionieren? Einige Unternehmen machen es vor – und zwar nicht nur der schwedische Möbelriese mit seinem neuesten Programm, bei dem Kunden einen Gutschein erhalten, wenn sie ihre Altmöbel zurückbringen. Für immer mehr Unternehmen wird der Handel mit Second-Hand-Ware interessant und so tausende von Möbeln vor der Mülldeponie bewahrt. Apropos: Die Berliner Stadtreinigung hat mit der „NochMall” ein ganzes Kaufhaus mit entsorgter Einrichtung eröffnet. Selbstverständlich setzen diese Modelle ausreichend Lagerkapazitäten voraus. Doch es gibt noch andere Ideen für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft.

Mietmöbel als Kreislaufstrategie

Beleco aus Stockholm bietet dem schwedischen Markt sein komplettes Möbelinventar zur Miete an. Möchte der Kunde sein altes Sofa nicht mehr, gibt er es einfach zurück und mietet ein neues an. Mietmöbel sind bei kurzer Nutzungsdauer preisgünstiger für den Kunden. Der Händler spart Produktionskosten und verdient durch die Mietgebühr an einem Möbelstück gleich mehrere Male. Darüber hinaus bindet er seine Kunden durch Mietverträge an sich. Ganz zu schweigen von den Vorteilen für die Umwelt.

Das Geschäftsmodell ist international auf dem Vormarsch. Das US-amerikanische Unternehmen Feather vermietet beispielsweise leicht zu reinigende und reparierbare Möbel weiter. Zu Beginn kaufte das Startup die Möbel bei anderen Herstellern ein, mittlerweile designt es sie selbst, um den besonderen Anforderungen von Mietmöbeln gerecht zu werden.

Auch in Großbritannien fasst der Trend Fuß: Rype Office hat sich auf die Aufarbeitung und Vermietung von Büromöbeln spezialisiert. Die Firma produziert zudem neue Möbel aus Plastikabfall. Weitere Anbieter für Mietmöbel haben wir in diesem Artikel für Sie zusammengefasst.

Aufgearbeitete Büromöbel von Rype Office

Rype Office hat 94 Prozent der über 2.500 Möbelstücke für das Public Health Büro von Wales Cardiff entweder generalüberholt oder aufgearbeitet. Ein Teil der alten Möbel wurde durch neue, passende Holzoberflächen und Schreibtischformen in das Design integriert. Foto: Rype Office

Circular Economy zur Markenstärkung

Wer nicht das gesamte Geschäftsmodell nach den Prinzipien der Circular Economy ausrichten kann oder möchte, nutzt sie für sein Marketing. So hat der US-Amerikanische Möbeldesigner und Hersteller Blu Dot 2020 zum zweiten Mal die „Blu Dot Swap Meet” Auktion auf Instagram veranstaltet. Die Idee: Kunden senden ein Foto ihres Sammlerstücks ein, das Unternehmen veröffentlicht die besten Fotos auf dem firmeneigenen Instagram-Account und schenkt den Gewinnern ein Möbelstück ihrer Wahl. Die Idee ist relativ leicht umsetzbar, medienwirksam und – je nach Tauschobjekt – eine gute Quelle für wiederverwertbare Ressourcen .

Ob Startup oder Möbelriese: Dass in der Einrichtungsbranche immer mehr Unternehmen auf die Kreislaufwirtschaft setzen, beweist die Dringlichkeit nachhaltiger Lösungen und entspricht dem Wunsch vieler Menschen nach Veränderung. Und so macht Ware aus zweiter Hand einen echten Image-Wandel durch – vielleicht sogar hin zum Standard-Produkt.

Zukunftsmodell Kreislaufwirtschaft

Egal, wie groß oder klein der Beitrag sein mag: Eine Kreislaufstrategie im Sinne der Circular Economy bringt zahlreiche Vorteile und ist häufig leichter umsetzbar als gedacht. Vorhandene Ressourcen werden sinnvoll genutzt, um die Umwelt zu schonen. Die Rücknahme von Möbelstücken in Verbindung mit Kaufanreizen stärkt die Kundenbindung und eröffnet ein neues Geschäftsfeld.