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Der Einfluss der Architektur auf die Gesundheit

Healing Architecture

Architektur ist eine Frage der Wahrnehmung – und das im doppelten Sinn. Während sie stets Ausdruck eines allgemein empfundenen Zeitgeistes ist, beeinflusst sie auch die individuelle Psyche. Die Architekturpsychologie untersucht diese Zusammenhänge, von der Farbwahrnehmung über die Auswirkungen von Grundrissen bis zur Planung von Städten. Aktuell im Fokus: Die Gestaltung von Gesundheitsbauten, die sogenannte Healing Architecture.

Heilende Krankenhaus Architektur mit Treppe in beruhigenden Farben

(Foto: Cor Gaasbeek auf Pixabay)

Healing Architecture: vom Krankenhaus zum Gesundheitsraum

Die Ansprüche an die medizinische Versorgung wachsen. War die Krankenhausarchitektur früher vor allem funktional auf die Versorgung der Patienten abgestimmt, spielen heute ganzheitliche Aspekte des Wohlbefindens eine immer wichtigere Rolle. Dieser Ansatz, die körperliche Genesung mit der psychologischen zu verbinden, heißt Healing Architecture.

Die Planung von Gebäuden des Gesundheitswesens muss heute die menschliche Wahrnehmung solcher Räume miteinbeziehen. Das gilt sowohl für Patienten als auch für das Personal und die Angehörigen. Eine positive Grundstimmung kann die Genesung beschleunigen und die Motivation der Ärzte und Pflegekräfte erhöhen. Äußere Reize wie Licht oder Geräusche prägen diese ebenso wie die Gefühle von Enge oder Weitläufigkeit in einzelnen Räumen oder ganzen Gebäuden. In der sensiblen Phase einer Krankheit nehmen wir solche Dinge verstärkt wahr, besonders Kinder und ältere Menschen sind dann anfälliger für Stress durch ungewohnte oder als negativ empfundene Räume. Angenehme Ruheoasen und Rückzugsorte hingegen bauen diesen Stress ab und fördern die Heilung.

Begrünte Büroterrassen

Grüne Terrassen eines Bürogebäudes (Foto: A K auf Unsplash)

Architekturpsychologie in der Stadtplanung

Healing Architecture verfolgt einen holistischen Ansatz: Von der Innenarchitektur über die Gebäudeplanung bis zur Einbettung in die Umgebung wird alles bedacht. Wenn sich Gesundheitsbauten mitten in der Stadt und nicht räumlich isoliert an deren Rand befinden, steigert das die gesellschaftliche Akzeptanz, baut Tabus sowie Ängste ab und sorgt so für einen im wahrsten Sinn des Wortes gesunden Umgang mit Krankheiten.

Der Fokus auf die menschliche Psyche hat auch außerhalb der Krankenhausarchitektur seine Berechtigung. Die Gestaltung von Arbeitsräumen und Bürokomplexen war ebenfalls oft vor allem auf Funktionalität ausgerichtet. Heute werden verstärkt Grüne Dachterrassen und loungige Outdoorbereiche für eine positive Work-Life-Balance integriert. Ein präventiver Urbanismus würde die menschlichen Bedürfnisse wieder in den Mittelpunkt der Stadtplanung rücken – mit Orten für soziale Begegnung auch für die Schwächeren der Gesellschaft und durch den Verzicht auf unnahbare Prestigeobjekte. Die gute Nachricht: die Rückeroberung des öffentlichen Raumes ist bereits in vollem Gange.

Hygienisches Design im Privaten

Im eigenen Zuhause erlebt der Trend zu Hygiene und Sauberkeit durch die Corona-Pandemie ebenfalls einen Schub, wir sehnen uns vermehrt nach einem sicheren Rückzugsort. Bei der Einrichtung der heimischen Wohlfühloase spielen Farbwahrnehmung , Licht und Raumgefühl wichtige Rollen. Doch neben diesen psychologischen Aspekten erfahren technische Lösungen eine verstärkte Nachfrage. Beispielsweise ermöglichen ins Smart Home eingebettete Luftfiltersysteme und Wasserfilteranlagen heute besser denn je die Überwachung der heimischen Luft- und Wasserqualität.

Dazu kommt ein Wiederaufleben traditioneller Durchgangs- und Hygieneräume. Der Eingangsbereich wird zur wichtigen Schleuse zur Außenwelt. Die deutsche Diele und der amerikanische „Mudroom“ stehen dem japanischen Genkan gegenüber: in diesem Eingangsbereich werden die Straßenschuhe und Mäntel abgelegt, bevor man auf Socken oder speziellen Pantoffeln den Wohnbereich betritt. Oftmals durch eine Stufe symbolisch abgegrenzt, bietet dieser Raum die Möglichkeit eines psychologischen Übergangs ins behütete Zuhause.

Tinge Wall Sconce im Video

In Japan werden an der Schwelle zum Wohnbereich die Straßenschuhe in Pantoffeln getauscht – für ein gemütliches Ankommen im Zuhause und mehr Hygiene. (Foto: C Technical auf Pexels)

Möbel für ein gesundes Wohnen

Was bei Kindermöbeln schon lange ein wichtiges Kaufkriterium ist, wird bei Erwachsenen immer wichtiger: Die Freiheit von Schadstoffen im Allgemeinen, von Lösungsmitteln in Farben und von Weichmachern in Kunststoffen. Doch hygienisches Design bei der Einrichtung geht mittlerweile einen Schritt weiter. Desinfektionsroboter entfernen mittels ultraviolettem Licht Keime aus der Luft und von Oberflächen. Die Technologie ist bereits in Krankenhäusern im Einsatz und könnte dank sinkender Produktionskosten bald für Unternehmen und Privathaushalte interessant werden.

Dort, im Privaten, müssen sich hygienische Funktionen nahtlos in das Design der übrigen Einrichtung einfügen. Bei Badewannen ist beispielsweise das antibakterielle Material Kupfer wieder gefragt. In Matratzen und Polstermöbeln kommen verstärkt hygienische Stoffe wie dieser Mind Foam aus anschmiegsamen und atmungsaktivem Schaum in Matratzen und Polstermöbeln zum Einsatz, um Rücken- und Nackenproblemen vorzubeugen. Funktionalität bedeutet im Möbeldesign heute nicht nur flexible Armlehnen oder erweiterbare Tischplatten, sondern explizit gesundheitsfördernde Qualitäten.

Neue Städte dank Healing Architecture

Die Mischung aus Hygiene und Wohlfühlatmosphäre bestimmt das Wohnen von morgen. Die Corona-Pandemie mag hier Innovationstreiber gewesen sein, die Forderungen nach „menschlichen“ Raumkonzepten gab es allerdings schon vorher. Sie gehen von der Aufwertung versiegelter Innenstädte bis zur positiven Neukonzeption ganzer Institutionen und Wohnquartiere. Die Healing Architecture bei Krankenhäusern oder Pflegeheimen ist eines der prägnantesten Beispiele. Doch der Fokus auf den Menschen, auf soziale Interaktion und die psychische Gesundheit bleibt eine Herausforderung für die gesamte Architektur der Zukunft.

Die Einrichtungsbranche hat diesen Trend bereits im Blick. Hier finden Sie eine Auswahl an Möbeldesigns, die die Gesundheit ihrer Besitzer fördern.

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