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Zu abstrakt oder geniales Marketing-Tool?

Virtuelle Influencer – die Welt der Avatare

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Influencerinnen und Influencer begleiten unser Leben bereits fast so lange, wie es die sozialen Medien gibt. Mit ihrer Art des Empfehlungsmarketing 2.0 sind sie für viele Marken und Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Doch nun wird das Feld der Influencerinnen und Influencer um eine digitale Komponente erweitert. Immer mehr virtuelle Influencerinnen und Influencer drängen in die sozialen Medien. Welche Vor- und Nachteile die fiktiven Avatare mit sich bringen, erfahren Sie in diesem Artikel.

Portraits von virtueller Influencerin Lil Miquela

Emotionen, Reisen, Hobbys: Virtuelle Influencer wie Lil Miquela zeigen Einblicke in ihr Leben. Dass sie nicht real sind, fällt manchmal erst auf den zweiten Blick auf. (Fotos: Lil Miquela, Instagram)

Virtuelle Influencer – was ist das überhaupt?

Wie der Name bereits verrät, handelt es sich bei der neuen Generation an Influencerinnen und Influencern um digitale Avatare. Es gibt sie nur in den sozialen Medien und ihre Bühnen sind die Bildschirme der zahlreichen Follower. Genau wie ihre menschlichen Kollegen und Kolleginnen begeistern sie immer mehr Menschen, setzen Trends und prägen eine ganze Generation – und dabei sind sie oft nicht weniger „menschlich“: Die virtuellen Influencer haben individuelle und charakteristische Gesichtszüge, eine eigene ausgereifte Persönlichkeit mit eigenen Werten und Hobbys. Sie haben Gefühle, nehmen ihre Follower via Instagram zum Gassi gehen mit dem Hund oder etwa ins Restaurant mit.

Grundsätzlich lassen sich die virtuellen Influencerinnen und Influencer in vier Kategorien einordnen:

Virtuelle Markenbotschafter sind Avatare, die voll und ganz den Marken und dessen Werten entsprechen. Dieses Prinzip hat sich etwa der Spielzeughersteller Mattel zunutze gemacht, indem die Marke seine Barbie-Puppe als virtuellen Avatar zum Leben erweckt hat. In den sozialen Medien macht sie nun Werbung für sich selbst und begeistert eine Vielzahl an Fans.

Virtuelle Models können, wie reale Models, von Marken für Fotoshoots gebucht werden. Ein erfolgreiches Beispiel ist etwa Shudu Gram, die bereits für die australischen und arabischen Versionen der Vogue geshootet wurde.

Corporate-Influencerinnen werden wie Angestellte in einem Unternehmen aufgebaut und bieten ihrer Followerschaft Einblicke hinter die Kulissen von Unternehmen. So nimmt die virtuelle Influencerin Kenna ihre Fans regelmäßig zu ihren Praktika mit.

Markenunabhängige Influencer kommen klassischen Influencerinnen und Influencern am nächsten. Sie verfügen in der Regel über eine größere Followerschaft und gehen Kooperationen mit verschiedenen Marken ein – so wie zum Beispiel die virtuelle Influencerin Lil Miqua, die mit diversen bekannten Marken und Prominenten zusammenarbeitet.

Porträts zweier AI-Models

Was können virtuelle Influencer besser?

Über die vielen Chancen des Influencer-Marketings haben wir bereits ausführlich im Interview mit Expertin Katrin Krautgasser gesprochen. Doch wie steht es um die Potenziale der virtuellen Influencerinnen und Influencer? Denn auch wenn sie ähnlich auftreten und agieren wie ihre menschlichen Kolleginnen und Kollegen, sind sie ihnen in einigen Punkten voraus. Anders wäre ihr anhaltender Erfolg wohl auch nicht zu erklären. Vielen Unternehmen kommt vor allem die flexible und vielseitige Einsetzbarkeit der virtuellen Influencer zugute. Da alles digital abläuft, sind sowohl Aussehen als auch andere Gegebenheiten wie Location oder Uhrzeit beliebig anpassbar.

Auch die Kontrollierbarkeit spielt eine Rolle. Da virtuelle Influencer nicht mit den gleichen Problemen und Hürden konfrontiert werden wie das menschliche Pendant, sind diese weitestgehend frei von Skandalen und Shitstorms. In der fiktiven Welt der virtuellen Influencerinnen und Influencer handeln eben all jene stets innerhalb der gesellschaftlichen Norm und ohne Fehler. Unbedachte Handlungen oder Aussagen sind hier eher die Seltenheit. Für Unternehmen reduziert sich so das Risiko in negative Schlagzeilen zu geraten.

Ein weiterer Vorteil ergibt sich für markeneigene Influencerinnen und Influencer. Sie können vom Unternehmen exakt auf die entsprechende Zielgruppe zugeschnitten werden, ohne dabei irgendwelche Streuverluste in Kauf nehmen zu müssen. Dass menschliche Influencerinnen und Influencer sich exklusiv mit nur einer einzigen Marke zusammentun, ist ziemlich unwahrscheinlich und im Zweifel sogar richtig teuer.

Die Risiken der virtuellen Influencer

Doch wie bei vielen neuen Erscheinungen und Trends gibt es auch bei den virtuellen Influencerinnen und Influencern einige Risiken und Bedenklichkeiten. Zwar zeigt sich in ersten Beobachtungen in Asien und den USA, dass die Glaubwürdigkeit der digitalen Avatare bei den Anhängern sehr hoch ist, allerdings gibt es bisher keine Erkenntnisse dazu, wie sehr die breite Masse die freierfundenen Figuren in den sozialen Medien auf lange Sicht akzeptiert. So viel zu den „Risiken“ für Unternehmen.

Viel größer scheint aber das gesellschaftliche Risiko zu sein. Erste neue Trendbewegungen in den sozialen Medien wie etwa BeReal zeigen zurzeit, dass Authentizität den Usern wichtig ist. Doch durch den fiktiven Charakter der virtuellen Influencerinnen und Influencern droht – gerade im Markenkontext – der Platz für Realität und Authentizität eng zu werden. Viel zu häufig entsprechen die Avatare dem überspitzten Schönheitsbild einiger weniger, die sich die Figuren ausgedacht haben. Dazu kommt: Je weiter die Technologien hinter den virtuellen Influencerinnen und Influencern voranschreitet, desto mehr werden auch die Grenzen zwischen virtueller Fiktion und Wirklichkeit verschwimmen. Werden wir also in Zukunft nicht nur den eh schon oftmals unrealistischen Schönheitsbildern der menschlichen Influencer und Influencerinnen in den sozialen Medien hinterherlaufen, sondern uns mit fiktiven und unerreichbaren Vorbildern messen? Die Antwort darauf bleibt abzuwarten, die Sorge besteht aber schon jetzt.

Zukunft statt kurzfristiger Trend?

Die Vorteile der virtuellen Influencer sind so gravierend, dass die Avatare ihr Potenzial bewiesen haben, mehr als nur ein kurzfristiger Trend zu sein. Mit Followern in Millionenhöhe, einer nahezu sicheren Skandalfreiheit und der maximalen Flexibilität avancieren die digitalen Figuren zu Super-Influencerinnen und -Influencern. Wenn sie nun auch weiterhin beweisen können, dass ihnen von der Followerschaft ungebrochenes Vertrauen entgegengebracht wird und die Authentizität der fiktiven Stories nicht leidet, steht dem Model nicht mehr viel im Wege. Einzig die kritischen Stimmen zu den Auswirkungen auf unsere Gesellschaft dürften mit zunehmender Verbreitung steigen. Darunter befinden sich einige Argumente, die es zu beachten gilt.

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