Köln: 12.–16.01.2025 #immcologne

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Pure Talents Contest 2024:

Das sind die Gewinner des Nachwuchs-Designwettbewerbs der imm cologne

Technologisch intelligent, funktional und mobil – diese Attribute vereinen sich in herausragenden Designs, die mit einem nachhaltigen Konzept und minimalem Materialeinsatz realisiert wurden. Unter den über 1.000 Einreichungen des neu konzipierten Pure Talent Contests wurden vier besonders beeindruckende Entwürfe ausgewählt: eine bewegliche Sauna, Dachziegel aus recycelten Palmwedeln, ein kunstvoll verarbeiteter Paravent aus Textil und ein faltbares Dreisitzersofa. Noch bis zum 18. Januar haben Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, die prämierten Designs auf der imm cologne zu erleben.

Gewinner – Leben und Wohnen in Städten mit wenig Raum (SPACES)

MFG* Mobile Sauna von Emil Löber, Sophia Reißenweber, Friedrich Gerlach (Deutschland; Raumkonzept)

Statement der Jury: Diese Gemeinschaftsarbeit wendet das Tiny House-Prinzip auf einen ungewöhnlichen Raumtypus an: eine mobile Sauna. Dieser Funktion entsprechend ist die Mikroarchitektur passend für kompakte Räume wie z.B. Auto-Stellplätze dimensioniert, und das Standbein verwandelt sich zum Transport in eine Deichsel. Der vier Quadratmeter große Raum mit hausähnlicher Silhouette kombiniert das Sauna-typische helle Holz mit einer ungewohnt transparenten, lichtdurchlässige Außenhülle, die für interessante Lichtbrechungen sorgt.

Als Produkt stellt die MFG Mobile Sauna eine Neuinterpretation eines insbesondere in Skandinavien stark traditionell geprägten Typus dar: eine explizit nicht private, sondern gemeinschaftlich gebaute und genutzte Sauna, mit neuen Materialien und neuer Raumauffassung. Das Spannendste ist aber, dass diese Sauna mobil ist – eine technisch intelligent gelöste Herausforderung, bei der die gesamte Konstruktion gekippt und von nur drei Leuten zu Fuß gezogen wird. Konzeptionell betrachtet stellt eine im urbanen Kontext eingesetzte Sauna auf Rädern die mit der Sauna verbundenen gesellschaftlichen und architektonischen Konventionen infrage. Die bewegliche „Guerilla-Sauna“ ist damit im doppelten Sinn ein „Vehikel“ zur Erschließung beziehungsweise Rückgewinnung
* Anmerkung: MFG steht für „Mobil für Gelassenheit“

MFG MOBILE SAUNA von Emil Löber, Sophia Reißenweber, Friedrich Gerlach

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Gewinner - Leben und Wohnen in der Circular Society (OBJECTS)

„Wasted Treasure“ von Carolin Schelkle (Deutschland; Objekt)

Statement der Jury: Die Arbeit sucht nach Alternativen zu konventionellen Materialien. Bei der Palmölproduktion fällt eine enorme Menge Biomasse an – vor allem aus den Blättern der Palme. Die Pflanzenfasern sind aufgrund ihrer Feuer- und Wasserfestigkeit sowie Stabilität schwer biologisch abbaubar. Genau diese problematischen Eigenschaften münzt „Wasted Treasure“ ins Gegenteil um und nutzt sie als Vorteil: Getrocknet und fein geriebenen ergeben die Fasern durch Zusatz von Kalkstein und dem Recyclingmaterial Ziegelmehl ein wetterbeständiges und dennoch „atmendes“, leichtes Baumaterial. Die Arbeit von Carolin Schelkle veranschaulicht die Vorteile des Materials am Beispiel von Dachziegeln.

Die intelligente Verwertung von Industrieabfällen / Industrial Waste ist ein wichtiges Thema und betrifft alle Bereiche des Wohnens und Bauens. Uns gefällt, dass die Designerin die ursprüngliche Nutzungsmöglichkeit der Palmwedel als Wetterschutz bzw. zur Hausbedachung in eine zeitgemäße, industrielle und nachhaltige Form übertragen hat. Die Idee, aus Palmwedeln Dachziegel zu machen, hat einen ganz besonderen Reiz. Sie hat damit ein unprätentiöses, aber gut durchdachtes Anwendungsbeispiel mit großem Einsatzbereich gefunden, das durch Zusatz rein natürlicher Bindemittel funktioniert. Vorbildlich ist auch die ganzheitliche, die Prozesse einschließende Betrachtungsweise des vom Materialansatz getrieben Projekts.

WASTED TREASURE von Carolin Schelke

Gewinner – Leben und Wohnen als Statement/Botschaft/Konzept (OBJECTS)

„Pleated Partition Screen“ von Fenna van der Klei (Niederlande; Objekt)

Statement der Jury: Der „Pleated Partition Screen“ ist ein Paravent, der ausschließlich aus Textil besteht. Die Arbeit ist eine Neuinterpretation traditioneller Falttechniken wie das Plissee und eröffnet damit neue Möglichkeiten für nachhaltige textile Wohnobjekte, die Wärme und Leichtigkeit ins Interior Design bringen. Dabei wird das Textil ohne Bindemittel, Klebstoffe oder harte Materialien versteift. Die Stabilität wird in erster Linie durch die Falttechnik und in die entstandenen Taschen integrierte Filzelemente erreicht.

Der Entwurf überzeugt uns vor allem durch die kunstvolle Verwendung von Farben und Mustern. Unter den derzeit viel gesehenen Entwürfen für diesen Produkttyp erscheint er besonders gefällig und angenehm (pleasing) – man möchte die Oberfläche berühren und die wellenförmige Struktur bewegen. Das Produktkonzept vereint durchdachte Details und Einfachheit – eine gut funktionierende und industriell produzierbare Lowtech-Lösung, die durch kunstvolle Verarbeitung in innovativer Handwerkstechnik erzielt wird. Die selbsttragende Struktur enthält keine Stützkonstruktion außer den kleinen Filztrennern, wodurch eine gute Trennbarkeit und ein einfacher Transport in flacher Verpackung möglich ist. Kurz: Der Paravent ist ein wunderschönes visuelles Statement, das als sinnliches und funktionales Gestaltungselement zuhause, im Büro und im Hospitality-Bereich funktioniert.

PLEATED PARTITION SCREEN von Fenna van der Klei

SPECIAL MENTION

Mit einer Special Mention wurde der Entwurf von Anton Defant geehrt. "Ballast" konnte die Jury gleich in mehreren Aspekten überzeugen.

Statement der Jury: Der Designer bezeichnet seinen Wettbewerbsbeitrag als „das wohl am schnellsten zu installierende Dreisitzersofa der Welt“. Das Sofa ist radikal auf eine Sitz- und Rückenlehne aus einem in der Fluggepäck-Sicherung eingesetzten Netzmaterial reduziert, das an einem faltbaren Rahmen eingespannt ist.

Für ein Sofa, das sich in Minuten zu einem kleinen Paket zusammenfalten lässt, ermöglicht Ballast ein überraschend bequemes Sitzen. Es benötigt wenig Material, kann in jeder Art Raum leicht und viel bewegt werden, passt auch in kleine Wohnungen und erfüllt optimal die Ansprüche einer durch viele Umzüge charakterisierten nomadischen Lebensweise. Die durch Outdoor-Möbel inspirierte Konstruktion wurde intelligent auf den Innenraum übertragen. Dabei verzichtet der Entwurf auf größere Polsterung und Schaumstoffe, wie man sie sonst in Sofas findet, was auch unter dem Aspekt der Materialtrennung und Zirkularität relevant erscheint. Die Arbeit ist ein gelungenes und zeitgemäßes Beispiel einer Tradition des experimentellen Designs, sich vom Utilitary Design zu Produkten für den häuslichen bzw. wohnlichen Kontext inspirieren zu lassen.

Ballast von Anton Defant