Cool Asia
Asien als Motor
Asien ist mit 44,6 Millionen Quadratkilometern nicht nur der größte Kontinent der Welt, dort leben auch rund 60 Prozent der Weltbevölkerung in 49 Ländern. Enorme Zahlen, die genauso schwer zu fassen sind wie die Vielseitigkeit des Kontinents – auch in Hinblick auf seine Möbelbranche. Bei allen Unterschieden in Produktionskulturen, Materialwelten und Lieferketten‑Logiken ist aber doch eines klar: Asien ist im Kommen – und die europäischen Märkte können davon partnerschaftlich profitieren.
Ein Kontinent mit vielen Facetten
Vor dem Geschäft kommt das Verständnis, denn jedes Land bringt seine Eigenheiten mit sich. China zum Beispiel bleibt die Skalierungsmaschine. Die Kombination aus hoher Fertigungstiefe – von Spanplatte bis Hochglanzlack – und integrierter Beschlagtechnik ermöglicht große, prozessstabile Serien. Vietnam hat sich auf Flat‑Pack und RTA spezialisiert: konstruktionstechnisch clever, sturzsicher verpackt und damit ideal für E‑Commerce‑Kanäle. Parallel wachsen Cluster für Massivholz (z. B. Akazie) und MDF – eine gute Basis für Aktionsware und Outdoor‑Sortimente. Indien punktet mit Mixed‑Materials. Holz‑Metall‑Kombinationen, sichtbare handwerkliche Details und industriell robuste Anmutung treffen auf skalierende Fertigung. Das macht Indien interessant für Hospitality‑Projekte und markenprägende Kleinserien mit höherem Designanteil. Malaysia und Indonesien liefern Materialkompetenz. Rubberwood und Teak prägen die Programme; etablierte Legalitätsnachweise (z. B. SVLK/ FLEGT in Indonesien) stärken die Compliance‑Story. Ergebnis sind belastbare Rohstoffketten – ein Plus in regulierten EU‑Märkten.
Hocker aus indonesischem Teak im Asia-Style, EU-konform zertifiziert mit dem SVLK-Siegel. Credit: Poco
Von Japandi zum New Chinese Style
Die Player der asiatischen Möbelindustrie haben nicht nur hinsichtlich der Fertigung Punkte gut gemacht, immer mehr Trends erobern von Asien aus die Welt: Japandi, eine Kombination aus japanischer und skandinavischer Schlichtheit, verbindet klare Linien mit warmen Hölzern und steht für Ruhe, Funktion und Natürlichkeit, für matte Fronten in Sand/Greige, schlanke Eichenregale oder stapelbare Holzhocker. Biophiles Design holt mit naturnahen Materialien, weichen Radien und spürbaren Haptiken Draußen‑Qualitäten in den Innenraum. Impulse für den Handel bieten Bambus‑Carts als mobile Prep‑Station, Akazien‑Tische mit sanften Kanten, textil‑warme Paneele für Nischen oder Sideboards. Beim Neo‑Orientalismus trifft Tradition auf Moderne. Zarte Verweise auf Porzellan, Lack, Rillen und Messing geben ruhigen Formen Tiefe – ohne in Opulenz zu kippen. Ideal für Dining‑Serien, die eine feine Story tragen sollen. Anklänge an die reiche kulturelle Geschichte Chinas finden sich beim New Chinese Style (新中式 / Xinzhongshi): Ming‑/Song-Einflüsse wie Mondtor‑Motivik, feine Holzrahmen, Lamellen/Screening treffen hier auf zeitgenössische Reduktion. Oft mit mortise‑&‑tenon‑Anmutung (schraubenlos wirkende Steck‑/Zapfenverbindungen) als Design- Statement. „Tattooed Furniture“ ist wiederum emotional und individuell. Gelaserte Dekore, austauschbare Paneele, kleine Sticker‑ oder Inlay‑Akzente übersetzen den Custom‑Trend in bezahlbare Möbel. Das ist sowohl für Studios wie für E‑Commerce spannend, weil Varianten sichtbar werden.
Japandi: der japanische Schlafklassiker Futon erlebt eine Renaissance Credit: OTTO
Vom Trend zur Fläche
Mit den neuen asiatischen Stilwelten eröffnet sich damit ein breites Spielfeld für Wohnen, Schlafen, Outdoor und Homeoffice. Sie übersetzen sich in Produkte, die den Alltag leichter machen – modular, reparierbar, parcel-ready. Für die Fläche heißt das: Serien, die sich als Sets und als Einzelhelden verkaufen lassen; Formen, die Ruhe in offene Grundrisse bringen; Materialien, die eine glaubwürdige Nachhaltigkeitsstory tragen. Die schlanke Konsole im New-Chinese-Style (Wohnzimmer/Flur) setzt im Eingangsbereich einen klaren, kultivierten Akzent und funktioniert im Wohnzimmer als leichte Ablage. In RTA-Bauweise bleibt sie versandfähig; in dunklem Esche- oder Walnussfurnier harmoniert sie mit Greige-Wänden und Steinoptik. Rubberwood liefert eine warme, robuste Haptik zum erreichbaren Preis zum Beispiel für den Esstisch. Sanfte Radien, leicht ausgestellte Beine und eine matte Oberfläche bilden ein zeitloses Zentrum für kleine wie größere Räume. Und ergänzt um stapelbare Stühle entsteht eine schnelle, konsistente Warenwelt. Indonesisches Teak steht für Langlebigkeit und natürliche Eleganz. Loungechairs mit breiten Armlehnen, sichtbarer Maserung und gepolsterten Pannels passen ins Wohnzimmer wie auf die Loggia; mit SVLK-Nachweis wird daraus eine belastbare Compliance-Story.
Vom Einkaufsvorteil zum Marktvorteil
Wer den Sourcing-Mix gezielt nutzt, macht aus Kosteneffizienz Markenstärke. Asien steht dabei 2025+ nicht nur für günstige Fertigung, sondern bildet eine Entwicklungsplattform: RTA‑Exzellenz, Materialkompetenz und datenfähige Prozesse treffen auf europäische Markenführung, Service und Kundennähe. Wer beides verbindet—mit klarem Sourcing‑Mix, EU‑Finishing und „Regulatory by Design“—gewinnt Tempo, Resilienz und Marge. Und im Möbelumfeld wird aus dem Asia-Trend ein belastbares Geschäftsmodell. Den ersten Schritt können europäische Unternehmen in Köln machen: Auf der imm cologne 2026 haben sich bereits über 200 asiatische Möbelspezialisten angemeldet!
Save the Date 20.–23. Januar 2026 | imm cologne, Köln
Mehr Infos & Ausstellerliste:
www.imm-cologne.de
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