Köln: 20.–23.01.2026 #immcologne

DE Icon Pfeil Icon Pfeil
DE Element 13300 Element 12300 EN
Hype zum kleinen Preis

Was die Möbelbranche von Discountern über Markenliebe lernen kann

Seite teilen
DruckenSeite drucken Lesedauer ca. 0 Minuten

Ein Billigticket mit Kultfaktor? Ryanair zeigt, wie aus „günstig“ ein Gesprächsthema wird: freche TikToks, schnelle Antworten, viel Selbstironie – und ein Millionenpublikum. Das Prinzip dahinter: Nahbarkeit, Timing, Haltung. Die Frage ist: Funktioniert dieser Mix auch im Einrichtungssegment? Ja – Lowcost-Carrier und Discounter liefern die Blaupause, wie man mit kleinen, klugen Inszenierungen Markenliebe erzeugt.

Futon in einem Zimmer als Bett

Günstig und mit Zeug zum Kult: der Japan-Style von Karup. Credit: Karup Design

Günstig mit Attitüde: Wie Drops „Coolness“ demokratisieren

„Drop“ heißt nichts anderes als eine limitierte, kurz angekündigte Edition – wenn weg, dann weg. ALDI spielt dieses Spiel mit der ALDImania-Kollektion seit Jahren: Merch mit Starttermin, klarer Ton, schnell vergriffen und reichlich Medien-Echo. Lidl hat die Mechanik mit seinen Logo-Sneakern populär gemacht: ironisch, preiswert, limitiert – und auf einmal stehen Leute Schlange für ein Discounter-Produkt. Für Möbel lässt sich das direkt übersetzen: Ein Bestseller wie das Cube-Regal bekommt eine saisonale Farb-Edition, die auf ein fixes Datum hin inszeniert wird. Ein kurzer Satz erklärt das Prinzip („Drop = limitierte Auflage – wenn weg, dann weg“), ein Countdown im Shop sorgt für Puls, und statt Prospektseiten braucht es kurze Reels, Lookbook-Bilder und sympathische Texte. So entsteht Begehrlichkeit, ohne das Preisschild zu verstecken.

2 Models mit Aldi-Tshirts.

Discounter als Trendsetter: Aldi verkauft coole Sommerstyles. Credit: ©ALDI SÜD

Gefühl statt Prospekt: Storys, die Alltag lösen

PENNYs Weihnachtsfilme zeigen, wie ein Discounter mit Purpose – also einem echten „Wofür“ – berühren kann. „Der Riss“ machte gesellschaftliche Spannungen sichtbar und traf einen Nerv. Wichtig ist die Übersetzung für Möbel: Nicht die große Moralkeule, sondern greifbare, belegte Alltagsverbesserung: Erzählungen vom WG-Sofa, das am Wochenende zum Gästebett wird; von Ordnungsideen für 50 Quadratmeter; vom Homeoffice, das in der Zimmerecke funktioniert. Das Versprechen muss allerdings belegt werden: mit FSC/PEFC-Hinweisen bei Holz, klaren Garantien und einfachen Reparatur-Tipps per QR-Guide. So wird aus einem günstigen Produkt ein spürbarer Nutzen – und aus Nutzen ein Gefühl.

Takt schlägt Tamtam: Warum Neuheiten Frequenz bringen

Action wächst nicht wegen großer Imagefilme, sondern wegen einer hohen Taktfrequenz: Wöchentlich wechselnde Themenwelten, klare Preise, kleine Überraschungen. Genau diese „Neue-Ware-Routine“ lässt sich für Möbel kuratieren. Statt endloser Rabattschleifen schafft ein Themenkalender Anlässe: „Back-to-Uni“ im Spätsommer, „Gäste-Wochenende“ vor den Feiertagen, „Balkonstart“ im Frühling. Jede Woche hat ein Ankerprodukt – etwa ein Futon/ Daybed – und zwei sinnvolle Ergänzungen wie ein klappbarer Beistelltisch oder ein Textil-Set. Kurzvideos („in 5 Schritten aufgebaut“) verlängern das Ganze digital, erhöhen die Verweildauer und senken im besten Fall die Retouren.

Cube-Regal mit Schallplatten

Cube-Regale sind günstig – und können hervorragend in Sondereditionen „gedropt“ werden. Credit: Generated with Canva’s AI tool

Digital denken: POCO verknüpft Preis, Punkte und Service

POCO zeigt, wie man das Discounter-Gefühl ins Digitale holt: Die App bündelt Treuepunkte, Coupons und Marktinfos; digitale Kassenbons machen Garantie- und Servicefälle einfacher. Aus dem Kauf wird so ein Service-Loop: Punkte sammeln, Vorteile mitnehmen, wiederkommen. Für Händler heißt das konkret: „Dropfähiges“ Denken ist angesagt: das Cube-Regal als limitierte Farb-Edition mit Bundle (Regal plus Boxen) und Social-Countdown. Ein Sofa-Bed 3-in-1 wird als City-Problemlöser inszeniert, nicht mit Datenblättern, sondern mit 30-Sekunden-Reels. Starter-Sets können geschnürt werden zum Beispiel Küchenwagen plus Hocker, die in der App einen Punkte-Boost auslösen. So

Was besser bleibt

Schein-Haltung fällt auf. Wer mehr verspricht, als er belegen kann, riskiert Vertrauensverlust. Besser sind wenige, klare Beweise – Zertifikate, Garantie, Reparierbarkeit. Ebenso heikel ist es, Value-Marken auf Luxus zu trimmen: Wenn der Ton nicht zur Zielgruppe passt, wirkt es verkleidet. Kleine Premium-Ausflüge sind erlaubt, solange sie nachvollziehbar begründet und sauber ins Sortiment eingebettet sind.

Jetzt ist der Moment

Eigenmarken sind in Europa stark: ein stabiles Fundament für „Loved Value“. Wer jetzt emotional erzählt, knapp inszeniert und digital verlängert, macht aus günstigen Angeboten begehrte Markenmomente. Für die Möbelbranche heißt das: kleine, präzise Produktmomente mit echtem Alltagsnutzen und eine Inszenierung, die mehr an Magazin erinnert als an Prospekt.