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Von schwimmenden Häusern und ganzen Wasserstädten

Die Zukunft unserer Küstenregionen

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Steigende Temperaturen sorgen für schmelzendes Eis an den Polen und lassen weltweit den Meeresspiegel ansteigen. Diese Entwicklung wird schon jetzt für flache Küstenregionen rund um den Globus zum Verhängnis und in den kommenden Jahrzehnten noch drastischer werden. Bis zum Jahre 2050 werden etwa 450 Millionen Menschen ihren Lebensraum durch Überflutungen verlieren.

Doch statt sich hinter immer höheren Deichen und Schutzwällen einzumauern, setzen mehr und mehr Architektinnen und Architekten auf eine andere Lösung: schwimmende Häuser oder gar ganze Wasserstädte. Zwischen futuristischen Plänen und Gebäuden, die schon heute existieren, sprießen technische Innovationen und nachhaltige Lösungen. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen einige Projekte, die eines klarmachen: Die Zukunft der Wasserstädte hat schon begonnen!

Schwimmendes Gebäude aus alten Seecontainern

Schwimmende Häuser wie dieses in Kopenhagen sind längst keine Zukunftsmusik mehr. Dabei beschränken sich die Ideen der Architektinnen und Architekten nicht mehr nur auf Wohnhäuser. (Bild: Nick Karvounis, unsplash)

Floating Office Rotterdam

Ein von Hochwasser besonders bedrohtes Land sind die Niederlande. Im Schnitt liegt das Land gerade einmal 30 Meter über dem Meeresspiegel – ganze 26 Prozent sogar darunter. Damit zählen die Niederlande zu den am tiefsten gelegenen Ländern der Welt. Aus diesem Grund wird die Regierung aktiv. Als Teil der Klimaanpassungsstrategie wurde vergangenes Jahr in Rotterdam ein ganz besonderes Pilotprojekt eröffnet: das FOR – Floating Office Rotterdam. Ein schwimmendes Bürogebäude mit einer Gesamtfläche von 4500 Quadratmetern, das komplett auf Schwimmkörpern aus Beton aufliegt. Von diesen mal abgesehen, war das Ziel beim Bau des schwimmenden Hauses eine möglichst nachhaltige Errichtung. So besteht das Bürogebäude etwa komplett aus Holz. Auf der Sonnenseite des Daches produziert eine Photovoltaik-Anlage Strom, während auf der anderen Seite eine natürliche Begrünung für eine angenehme Klimatisierung im Sommer dient und gleichzeitig Feinstaub und andere Schadstoffe aus der Luft bindet.

Das FOR wurde außerdem zum Hauptsitz des Global Center on Adaptation – eine NGO, die sich mit dem Thema beschäftigt, wie wir mit den Folgen des Klimawandels umgehen können.

Gelbe Wohngebäude, die auf dem Wasser treiben

Wohin, wenn das Wasser steigt? Auch der Architekturgestalter und KI-Künstler Shail Patel skizziert eine ähnliche Idee. (Bild: Shail Patel)

Floating Cities

Noch flacher als die Niederlande sind die Malediven. Ganze 80 Prozent der Inseln liegen nicht einmal einen Meter über dem Meeresspiegel. Das bringt der Inselkette den Ruf als flachstes Land der Welt ein. Doch die drohende Überflutung ist nicht das einzige Problem. Den kleinen Inseln geht der Platz für Wohnraum aus. Die Hauptstadt Malé gilt als eine der am dichtesten besiedelten Städte der Welt. So kam es, dass der niederländische Architekt Koen Olthuis eine schwimmende Wasserstadt für die Malediven entwickelt hat, von der bereits erste Gebäude realisiert wurden. Die Maldives Floating City soll insgesamt 5000 schwimmende Häuser für etwa 20 000 Menschen umfassen – inklusive Schulen, Läden und kleinen öffentlichen Plätzen. Das erinnert an die Visionen des KI-Künstlers und Architekturgestalters Shail Patel .

Einen ähnlichen Ansatz gibt es auch aus Südkorea. Hier soll die Küstenstadt Busan im Südosten des Landes zur Wasserstadt werden und einen schwimmenden Stadtteil bekommen. In vier- bis fünfstöckigen schwimmenden Häusern sollen etwa 12 000 Menschen Platz finden – inklusive Solaranlagen, Regenwassernutzung und Gewächshäusern. Geplant wird das Projekt zusammen mit einem New Yorker Start-up und den Vereinten Nationen. Nach Klärung letzter rechtlicher Hürden soll es in fünf Jahren fertiggestellt sein.

Sturmabsorbierende Insel

Der steigende Meeresspiegel wird erst in den kommenden Jahren zu einem großen Problem. Doch erleben wir in vielen Küstenregionen schon heute eine größer werdende Zahl an verheerenden Sturmfluten. Damit die dänische Hauptstadt Kopenhagen davon in Zukunft verschont bleibt, wurde ein ungewöhnlicher Ansatz gewählt. Eine künstlich aufgeschüttete Halbinsel soll die Kraft von zukünftigen Stürmen absorbieren und die Folgeschäden somit minimieren. Insgesamt soll Lynetteholmen, so der Name des Projektes und der Halbinsel, etwa drei Quadratkilometer groß werden und bis zu 35 000 Menschen beherbergen. Zu diesem Zweck plant man in dem kleinen Binnenmeer mit direktem Zulauf in die Ostsee mehr als 100 Millionen Tonnen Erde aufzuschütten. Auch, wenn das Projekt einen guten Zweck verfolgt, wurde eine Vielzahl kritischer Stimmen laut. Naturschützerinnen und Naturschützer fürchten um das natürliche Gleichgewicht im Binnenmeer vor Kopenhagen und in der Ostsee.

Nicht alles Grüne ist auch nachhaltig

Noch stehen die Wasserstädte am Anfang der Entwicklung und es warten noch viele Probleme, die gelöst werden müssen, um wirklich nachhaltig zu sein. So gibt es von Naturschützerinnen und Naturschützern immer wieder berechtigte Kritik an den Wasserprojekten. Das wirft die Frage auf, ob wir mit diesen Eingriffen in die Natur nicht mehr Schaden anrichten, als dass wir uns damit helfen. Die Zukunft der Küstenstädte wird – zumindest in Teilen – auf dem Wasser liegen. So viel ist schon jetzt klar. Und wie bei vielen technischen Entwicklungen, kommen mit etwas Zeit und der nötigen Aufmerksamkeit auch die Antworten auf dringende Fragen.

Dabei dürfen wir nicht vergessen: Die vorgestellten Maßnahmen dienen dem Zweck, mit den Folgen des Klimawandels umzugehen. Doch noch haben wir eine kleine Chance, um die verheerenden Ausmaße einzudämmen.

Auch die Interior-Branche leistet dafür ihren Beitrag. Wie? Das erfahren Sie auf der nächsten imm cologne – melden Sie sich jetzt als Aussteller für die imm cologne 2024 an.