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Welthandel

Probleme und Chancen in der Lieferkette

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In unserer Globalität profitieren wir vor allem von einem gemeinsamen Miteinander. Von einem freien Handel, der sich über viele Ländergrenzen hinwegsetzt und uns besondere Möglichkeiten bietet. Holz aus Osteuropa, Stoffe aus Südamerika, Technik aus Asien: Produkte aus der Einrichtungsbranche sind heutzutage nicht selten länderübergreifende Gemeinschaftsprojekte. Doch was passiert, wenn weltweite Krisen wie etwa die Corona-Pandemie die globalen Lieferketten vor große Herausforderung stellen?

Container mit Fracht

Globale Lieferketten stecken in einer Krise. Doch wo es Probleme gibt, gibt es oft auch Chancen. (Fotos: Teng Yuhong, Unsplash)

Pandemie, Krieg, Personalmangel: Die Probleme der Lieferkette

„Die Lieferketten in der deutschen Möbelindustrie sind im Zuge der Pandemie unter Druck geraten. Infolge des ersten Corona-Lockdowns im März 2020 kam es unter anderem zu Produktionsunterbrechungen bei Zulieferern sowie zu Einschränkungen im grenzüberschreitenden Warenverkehr. Als Belastung erweisen sich auch die Lieferverzögerungen bei Zulieferteilen aufgrund der jüngsten Corona-Lockdowns in China und der daraus resultierenden Staus in den Häfen“, beschreibt Jan Kurth, Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Möbelindustrie (VDM) die aktuelle Situation.

Aber auch der russische Krieg gegen die Ukraine stellt eine große Belastung für den Handel dar. Kurth führt fort: „Hinzu kommen die Auswirkungen der von der EU verhängten Sanktionen gegen Russland und Belarus. Die Ein- und Ausfuhrverbote. Für einige unserer Unternehmen sind die Importe aus den genannten Ländern essenziell. Insbesondere bei der Lattenrostherstellung und bei Vormaterialien für die Polstermöbelherstellung stammen oftmals wesentliche Teile der eingesetzten speziellen Holzmaterialien aus Russland und Belarus. Hinzu kommen Schwierigkeiten in der Logistik infolge des gravierenden Mangels an LKW-Fahrern.“

Containerschiff im Hafen

Viele Häfen waren oder sind noch immer durch die Corona-Pandemie nicht voll einsatzfähig. (Foto: Mika Baumeister, Unsplash)

Probleme und ihre Auswirkungen

Ist die Lieferkette erst mal gestört oder sogar unterbrochen, fangen die Probleme für Lieferanten und Hersteller sowie Händler und Kunden erst so richtig an. „Wegen der beschriebenen Störungen in den Lieferketten kommt es nach wie vor in einigen Bereichen der Möbelindustrie zu Verzögerungen bei den Auslieferungen an den Möbelhandel“, erklärt Kurth – und als wären lange Lieferzeiten noch nicht genug, treiben andere Faktoren auch den Preis immer weiter in die Höhe. „Aufgrund der gestiegenen Material- und Energiepreise haben sich die Produktionskosten der deutschen Möbelindustrie massiv erhöht. Unsere Hersteller sind gezwungen, diese Kostensteigerungen in der Kette weiterzugeben“, räumt Kurth ein.

Auch laut einer aktuellen Studie des TÜV-Verbandes stellen für viele Befragte vor allem die Rohstoffknappheit, Lieferengpässe und die Corona-Pandemie die größten Bedrohungen für einen reibungslosen Welthandel dar.

Eine Auflösung dieser Probleme oder eine Verbesserung der Situation ist bisher nicht absehbar. Ein Umdenken der Unternehmen in Sachen Materialbeschaffung und Lieferketten scheint unausweichlich.

Zug auf Gleisen im Wald

Studie des TÜV-Verbandes

Probleme und ihre Chancen

Doch gleichzeitig erkennt Kurth zuletzt auch einen hoffnungsvollen Trend und berichtet von wieder kürzer werdenden Lieferzeiten. Ein Weg zum Ziel könnten dabei die Heimatmärkte und der Handel innerhalb der EU sein. „Wie unsere jüngste Verbandsumfrage ergeben hat, streben knapp 60 Prozent der befragten Möbelhersteller vor dem Hintergrund der Lieferkettenproblematik eine stärkere Diversifizierung ihrer Beschaffung an. Dabei soll insbesondere der Einkauf auf dem Heimatmarkt und innerhalb der Europäischen Union ausgedehnt werden. Als besonders problematisch beim Einkauf von Vorprodukten erweisen sich den befragten Unternehmen zufolge derzeit die Regionen Asien und Osteuropa, was auf die Folgen der Corona-Lockdowns in China bzw. des Ukraine-Krieges zurückzuführen ist.“

Gleichzeitig kann der Umschwung auf eine lokale und europäische Produktion noch zur Lösung eines weiteren Problems beitragen: den Klimawandel. Besonders im Hinblick auf den größten Megatrend des Jahrzehnts, der Neo Ökologie , ist ein Umdenken in den Lieferkettenprozessen hin zu lokalen und recycelten Materialien wichtiger und erfolgsentscheidender als je zuvor. Aus der Studie des TÜV geht sogar hervor, dass die Mehrheit der befragten Unternehmen gesetzliche Vorgaben für nachhaltigere Lieferketten befürworten würde. Außerdem zeigt die Studie, das bereits 67 Prozent der Unternehmen die Corona-Pandemie nutzen, um ihre Lieferkette neu auszurichten. Dabei gaben die Befragten an, bei einer Neuausrichtung besonders auf soziale Faktoren (74 Prozent) und auf ökologische Faktoren (58 Prozent) achten zu wollen. Bereits 47 Prozent der Befragten gaben an, Nachhaltigkeitskriterien bei der Auswahl von Lieferanten festgelegt haben.

Die Lieferkettenprobleme und Materialengpässe stellen derzeit viele Unternehmen der Einrichtungsbranche vor riesige Herausforderungen. Wann und ob diese Probleme vorübergehen, bleibt abzuwarten – aber es gibt Möglichkeiten, sie zu lösen oder Auswirkungen zu mindern. So schwierig die Situation auch ist, jetzt ist die Zeit, um veraltete Strukturen loszulassen und einer Neuausrichtung hin zu einer sozialeren und umweltfreundlicheren Lieferkette eine Chance zu geben.

Weitere spannende Einblicke und aktuelle Trends der Einrichtungsbranche finden Sie regelmäßig in unserem magazine by imm cologne Newsletter .