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Zurück in die Großstadt

Urbane Produktion: das Handwerk ums Eck

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Maschinen sind die Zukunft, Handarbeit bleibt Leidenschaft: Auch in hochdigitalisierten Städten wächst die Zahl der Manufakturen, die individuelle, maßgeschneiderte oder regionale Produkte anbieten. Vorbei sind die Zeiten, in denen das Handwerk nur in ländlichen Regionen stattfinden konnte – guter Infrastruktur, moderner Maschinen und neuer Konzepte sei Dank. Welche Chancen birgt die urbane Produktion für Unternehmen, Kunden und Stadt?

Urbane Produktion: Werkraum in einem Industriegebäude mitten in der Stadt.

Eine moderne Werkstatt zwischen Hochhäusern und Wohngebäuden – so kann urbane Produktion aussehen. (Foto: Devin Berko, Unsplash)

Argumente für urbane Produktion

Es ist fast schon egal, ob es um einen neuen Schrank oder ein Fahrrad geht: Sobald ein Neukauf ansteht, greifen viele von uns zum Smartphone. Nach wenigen Klicks ist das neue Teil bestellt, nach ein paar Tagen schon geliefert. Warum sollte man also stattdessen eine lokale Manufaktur wählen? Die Gründe sind vielfältig und lassen sich am besten unter dem Argument der bewussten Entscheidung zusammenfassen – weniger Beliebigkeit, mehr individuelle Erzeugnisse, die verträglich mit Menschen und Umwelt produziert werden. Qualität, Ökologie und Design stehen im Vordergrund, ein niedriger Preis und Highspeed-Produktion treten in den Hintergrund.

Die Frage nach dem Wer
´Wer lokal kauft und einen direkten Ansprechpartner hat, kann den Entstehungsprozess des Produkts 1:1 nachverfolgen. Wer ist für das Design verantwortlich, woher stammt das Holz und welcher Lack wurde aufgetragen? Der Fachmann vor Ort weiß es.

Die Frage nach dem Wie
Faire und sichere Arbeitsbedingungen sind hier klar geregelt. Im Vergleich zu einer großen Fabrik, auch hierzulande, kann die kleine Manufaktur zudem mit familiärer Unternehmensführung und flexiblen Arbeitsmodellen für Mitarbeitende punkten.

Die Frage nach dem Warum
Gute Qualität basiert auf gelerntem Handwerk und der fachmännischen Auswahl guter Materialien – und auch ein ökologisches Bewusstsein kann ein lokaler Produzent glaubwürdig und nachvollziehbar vorlegen und damit die Kunden überzeugen. Das Produkt bekommt ein Gesicht, zufriedene Käufer kommen wieder und bezahlen auch etwas mehr, wenn sie damit eine Manufaktur, eine Geschichte dahinter und auch das fachliche Know-how unterstützen. Auch Extrawünsche wie besondere Maße werden hier individuell berücksichtigt.

Handwerker bei der Arbeit in der Werkstatt.

Urbane Produktion in kleinen Manufakturen: Hier können individuelle Wünsche berücksichtigt werden. (Foto: Maxime Agnelli, Unsplash)

Wie profitieren die Manufakturen?

Bei urbaner Produktion schwingt ein modernes Start-up-Flair mit, in dem junge Talente mit einem Bewusstsein für Umwelt und Design die Szene aufmischen. Der „Fachmann ums Eck“ fügt sich dabei in den Kiez ein, Werkstatt oder Schauraum befinden sich in gut erreichbarer, zentraler Lage. Zudem liegt im urbanen Raum eine bestimmte Kaufkraft vor, sodass kleine Manufakturen eine gute Perspektive haben, auch langfristig zu überleben. Aktivität auf Social Media , gezielter Einsatz von „Local-SEO-Maßnahmen“ und Kooperationen mit anderen Manufakturen unterstützen zusätzlich. Apropos Zusammenarbeit: Der urbane Space bietet außerdem den Vorteil, dass sich mehrere kleine Unternehmen einen großen Raum kollektiv teilen können. Das bedeutet nicht nur geringere Kosten. Gemeinsame Produktionsschritte werden geteilt und es entsteht eine kreative Koexistenz , von der Designer und Handwerker profitieren.

Die Technik ist auf der Seite der Manufakturen: Lärm oder starke Emissionen produzieren moderne Maschinen nämlich kaum noch, sodass Produktionsstätten inmitten von Wohngebieten oder zwischen Cafés und Parks möglich werden und eine Nähe zwischen Wohnen und Arbeiten schaffen.

Urbane Produktion: eine Win-Win-Situation für Städte

Auch wenn es nach wie vor viele junge Familien in Einfamilienhäuser außerhalb der Stadt zieht, bietet Urban Manufacturing Fachkräften aus handwerklichen Berufen neue Perspektiven und lässt Stadtviertel neu aufleben. Das ist auch von wirtschaftlichem Interesse für die Stadt. Leerstand auf Industrieflächen reduziert sich und der Pendlerverkehr mit dem Auto wird durch eine zentrale Lage geschont. Auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit punktet Urban Manufacturing: Lieferwege sind kurz und die Infrastruktur für die Beschaffung der Materialien ist gegeben. Mancherorts sorgen sogenannte Energie-Kooperationen, zum Beispiel die Nutzung von Abwärme, für eine weitere Reduzierung des CO2-Abdrucks . Fördern können Städte den sogenannten New-Local-Trend, indem sie ihm eine Bühne geben, junge Talente mit Manufakturen vernetzen oder nachhaltige Ideen subventionieren.

Alt-Text „Header-Bild“ (Visuelle Beschreibung des Header-Bilds – kann Focus-Keyword enthalten) Ein leerstehendes Gebäude wie dieses bietet geeignete Fläche für urbane Produktion.

Leerstand war gestern – Industriegebäude in der Stadt werden zunehmend kollaborativ genutzt. (Foto: Martin Valliere, Unsplash)

Ist urbane Produktion auch etwas für große Unternehmen?

Was bedeutet der Trend für Unternehmen, die zu groß für den urbanen Raum sind und für ein breites Kundenspektrum relevant bleiben möchten? Riesen wie Amazon, Zalando oder auch REWE machen es vor: In ihren Onlineshops können neben konventionell produzierten Produkten großer Hersteller auch lokale Highlights kleinerer Manufakturen geshoppt werden. Das besondere „Ums-Eck“-Gefühl ist hier zwar nur teilweise gegeben, trotzdem bilden die Unternehmen damit den Wunsch nach Individualität, lokalem Bezug und Qualität ab. Die Möbel- und Kreativbranche springt auf den New-Local-Trend auf, indem sie zum Beispiel Kooperationen mit lokalen Manufakturen anbietet. Limitierte Kollektionen, denen lokale Kreative die besondere Note verleihen, sind nur eine von vielen Chancen, die Urban Manufacturing auch großen Unternehmen bietet.

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