Köln: 20.–23.01.2026 #immcologne

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Der Fasstischmacher

Möbel wie ein guter Wein

Alles begann mit einem Schuhregal. Als die Renovierungsarbeiten am Schloss Buholz, das sich seit über 380 Jahren in Familienbesitz befindet, abgeschlossen waren, suchte Walter Amrhyn noch nach einem passenden Schuhregal für den Eingangsbereich, das der gelernte Zimmermann selbst herstellen wollte. Auf der Suche nach dem geeigneten Material stieß er auf die Reste eines alten Mostfasses, das einige Jahre im Garten gestanden hatte. So verwendete er die gebogenen Hölzer kurzerhand für das Schuhregal.

Walter's Wood Idea AG - Walter Amrhyn

Tisch Nr. 129 aus Fass Nr. 128 mit Beinen aus Fassreifen. Foto: Walter's Wood Idea AG

Die daraus entstandene Idee ließ ihn fortan nicht mehr los: Er wollte Möbel aus Fässern herstellen. Dazu mussten allerdings die alten Fassdauben geradegebogen werden. Mit einem Gaskocher und einem Topf brachte er Wasser zum Kochen und erzeugte damit den dafür nötigen Dampf. Eine Fassdaube konnte auf diese Weise täglich begradigt werden. Er verfeinerte das Verfahren und gründete schließlich seine Firma Walter’s Wood Idea, mit der er als Fasstischmacher seit 2007 seine Möbel-Ideen umsetzt.

Walter's Wood Idea AG - Walter Amrhyn Fasstischmacher
Walter's Wood Idea AG - Walter Amrhyn Fasstischmacher
Walter's Wood Idea AG - Walter Amrhyn Fasstischmacher

Walter Amrhyn macht nicht nur Tische aus alten Fässern, sondern etwa auch Treppen, Seitenwände von Kaffemaschinen oder gleich ein ganzes Ladenlokal.
Fotos: Walter's Wood Idea AG

Walter Amrhyn macht nicht nur Tische aus alten Fässern, sondern etwa auch Treppen, Seitenwände von Kaffemaschinen oder gleich ein ganzes Ladenlokal.
Fotos: Walter's Wood Idea AG

Walter Amrhyn macht nicht nur Tische aus alten Fässern, sondern etwa auch Treppen, Seitenwände von Kaffemaschinen oder gleich ein ganzes Ladenlokal.
Fotos: Walter's Wood Idea AG

Doch nicht nur Tischen widmet er seine Schaffenskunst, auch Regale, Kommoden, Boards, Betten, Treppen, Seitenwänden von Kaffeemaschinen oder gar ganzen Bars hat Walter Amrhyn bereits aus seinem speziellen Material hergestellt. Und auch die Fassreifen werden weiterverarbeitet. Aus diesen gestaltet er kunstvolle Tischgestelle, aber auch Accessoires wie Spiegelrahmen, Lampenschirme und Flaschenhalter.

Seine Möbel haben nicht nur Ecken und Kanten – sie haben Patina, Altersspuren, Risse, Verfärbungen durch die Fassinhalte und manchmal auch Abdrücke von Fassreifen oder Zapfenlöcher mitsamt Zapfen. Jedes Stück ist ein Unikat. Dabei stammen die Dauben eines Werkstücks immer aus einem Fass, meist aus bestem Eichenholz, manchmal aber auch aus Kastanie oder Tanne. Und jedes Fass erzählt seine eigene Geschichte: Von dunklen Kellern in der Schweiz, in Italien oder Frankreich, von Gär- und Reifeprozessen und von den Farben, die die Weine über Jahrzehnte hinweg an das Holz abgegeben haben, je mehr, desto besser. Vielleicht war ja sogar ein wirklich edler Tropfen dabei?

Walter's Wood Idea AG - Walter Amrhyn Fasstischmacher
Walter's Wood Idea AG - Walter Amrhyn Fasstischmacher

Auf seiner Internetseite dokumentiert Amrhyn Herkunft, Alter, Holzart und Inhalt seiner Fässer. Die Fotos zeigen die Originalfässer bis hin zu den zerlegten Dauben.
Fotos: Walter's Wood Idea AG

Auf seiner Internetseite dokumentiert Amrhyn Herkunft, Alter, Holzart und Inhalt seiner Fässer. Die Fotos zeigen die Originalfässer bis hin zu den zerlegten Dauben.
Fotos: Walter's Wood Idea AG

Auf seiner Internetseite dokumentiert Amrhyn Herkunft, Alter, Holzart und Inhalt seiner Fässer. Die Fotos zeigen die Originalfässer bis hin zu den zerlegten Dauben.
Fotos: Walter's Wood Idea AG

Um den Charakter des Fassholzes nicht allzu stark zu verändern, bleiben die Oberflächen leicht gewellt. Das Holz wird farblos geölt und behält so seine ursprüngliche Optik, die eine angenehme Wärme ausstrahlt. Großartig suchen muss Amrhyn mittlerweile nicht mehr nach ausgedienten Fässern. Sein Geschäft hat sich herumgesprochen und er wird von den Bauern angerufen. Dann fährt er zu den Weingütern und zerlegt die Fässer und beginnt mit dem Sortieren. Im heimischen Fasskeller lagern die sortierten Hölzer aus über 270 Fässern und warten auf neue Kunden. Auf seiner Internetseite dokumentiert Amrhyn Herkunft, Alter, Holzart und Inhalt seiner Fässer und zeigt sogar, was daraus hergestellt wurde.

Da alle Möbel auf Kundenwunsch herstellt werden, ist die Besichtigung des Materiallagers ein erster und wichtiger Arbeitsschritt. Denn was für Beine der Tisch bekommt, bestimmt ebenfalls der Kunde: Fassdauben, Chromstahl oder Eisen. Meist entstehen dabei auch direkt die ersten Ideen, wie der künftige Tisch aussehen könnte. Hier erfolgt auch das Bearbeiten der Hölzer. Nachdem einige Zeit ein Spezialist das Zurechtbiegen besorgt hatte, ist nun auch dieser Arbeitsschritt in eigener Hand: aufweichen, flachpressen und anschließend schonend trocknen – ein Vorgang, der, je nach Holzstärke, bis zu einem Monat dauern kann. So benötigt es dann auch acht bis 16 Wochen, ehe der Tisch letztlich fertig. Zum Abschluss erhält jeder Tisch ein Zertifikat mit Fassnummer, Weingut, Winzer und Foto des Originalfasses. Wenn möglich, serviert Amrhyn auch noch eine Flasche des Weins, der zuletzt in dem Fass gelagert hat – als Tischwein sozusagen. Und manche Käufer, vor allem Weinliebhaber, reisen sogar zu „ihrem“ Weingut. Dann schließt sich der Kreis von Herstellung, Lagerung und Genuss.

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