Was moderne Messen vom Coachella lernen können

Jedes Jahr lädt das Coachella-Festival in die Wüste Kaliforniens ein – und alle kommen vorbei. Seit bereits mehr als 20 Jahren werden Besucherinnen und Besucher hier mit Musik großer Künstlerinnen und Künstler aus sämtlichen Genres verwöhnt. Besonderer Beliebtheit erfreut sich das Coachella dabei unter den Millennials und der Gen Z . Von Alternative-Rock über Hip-Hop bis hin zu elektronischer Musik kommen Musikbegeisterte auf ihre Kosten. So traten in den letzten Jahren auf gleich mehreren Bühnen Weltstars wie Billie Eilish, Harry Styles, die Red Hot Chilli Peppers, Prince oder Beyoncé auf – das Who's who der Musikgiganten gibt sich auf dem Coachella-Festival die Klinke in die Hand. Dieses Spektakel bleibt nicht ungesehen. Insgesamt kamen an den zwei Festival-Wochenenden im April 2023 etwa 250.000 Musikbegeisterte. Dabei gilt das Wüsten-Event insbesondere in der Welt der Influencerinnen und Influencer als Pflichtprogramm und wurde so zu einem Ort, der sehr viel mehr ist als ein Festival. Einem Ort der Zurschaustellung aber auch für Inspiration und Kreativität.

Mit vollem Namen heißt das Festival übrigens Coachella Valley Music and Arts Festival – und das hat seinen Grund.

Auf dem Festival steht also nicht nur wie gewöhnlich die Musik im Vordergrund. Es feiert darüber hinaus auch moderne Kunst, Design und Architektur. Viele regional und international bekannte Künstlerinnen und Künstler durften bereits in den vergangenen Jahren ihre Arbeiten auf dem Veranstaltungsgelände ausstellen und der Menge präsentieren. Die immersiven Werke laden die Besucherinnen und Besucher zu spielerischen Neuinterpretationen und Erkundungen in mehreren Dimensionen aus Musik, Mode und Kunst ein und schaffen neue Räume für Verbindung und Gemeinschaft. So wird aus einem eindimensionalen Musikfestival eine ganze Erlebniswelt für Kreative.

„Das moderne Kunstprogramm hat sich seit den Anfängen erheblich weiterentwickelt. Sie [die Künstlerinnen und Künstler Anm. d. Red.] präsentieren außergewöhnliche und durchdachte Werke in einem Rahmen, in dem sie inspirieren, informieren und zur direkten Auseinandersetzung mit moderner Kunst und aktuellen sozialen und kulturellen Themen und Ideen einladen können. Das ist ein einzigartiger Aspekt dieses Festivals. Wir bemühen uns wirklich, diesen Funken in die Gemeinschaft zu tragen – mit angrenzenden Schulprogrammen und unseren Coachella Arts Studios vor Ort“, erklärt Paul Clemente, Manager des Coachella Art Program in einem Interview mit Designboom.

Auf dem diesjährigen Coachella-Festival finden Besucherinnen und Besucher die Arbeiten der Künstlerinnen und Architekten Kumkum Fernando, Vincent Leroy, Güvenç Özel und Maggie West.

„Mit der Auswahl von Projekten aus der ganzen Welt wollen wir Künstler:innen, Architekt:innen und Designer:innen zusammenbringen […]. Wir bemühen uns, ein multidisziplinäres und multikulturelles Programm zu schaffen, das unser Publikum und die vielen Künstlerinnen und Künstler, die auf den Bühnen des Festivals auftreten, widerspiegelt. Die daraus resultierenden Werke werden zu Ikonen und Teil der Identität des Festivals. Diese Installationen fungieren gleichzeitig als Wegweiser, Versammlungspunkte und zugängliche Einstiegspunkte, um moderne Kunst zu erleben", beschreibt der kuratorische Berater des Coachella-Festivals Raffi Lehrer.

Von diesem mehrdimensionalen Ansatz können sich auch Messen etwas abgucken. Interaktive Elemente lautet das Stichwort. Es geht um kleine Side Stories und Momente, in denen sich Besucherinnen und Besucher begegnen und für einen kurzen Augenblick in neue unerwartete Welten eintauchen. Ähnlich wie beim Coachella-Festival, wo Design und Architektur auf Musik trifft, kann auch bei Messen das Thema solcher Berührungspunkte ein anderes sein als das Thema der Messe selbst. Im Vordergrund sollte stehen, den Besucherinnen und Besuchern ein einmaliges Erlebnis zu bieten, in dem sie aus gewohnten Umfeldern und Strukturen ausbrechen und über den Diskurs zueinander finden.

Das Beispiel des Coachella-Festivals zeigt sehr gut, dass Menschen in einem kreativen Umfeld – was Messen durchaus darstellen können – solche abstrakten Möglichkeiten der andersartigen und unerwarteten Begegnung durchaus annehmen und wertschätzen. Für Messen bietet sich so das Potenzial viel mehr als nur Ausstellungsfläche zu sein. Sie können ein Ort der Begegnung werden, an dem Leute zusammenkommen, um gemeinsam Großes zu bewirken.

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