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Wie Architektur und Bildung sich gegenseitig beeinflussen

Megatrend Wissenskultur

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Der Bildungsstand ist weltweit so hoch wie nie zuvor. Durch die immer weiter fortschreitende Digitalisierung erleben wir eine nie dagewesene Konnektivität, die unser Wissen und die Art, wie wir lernen, beeinflusst. Der Megatrend Wissenskultur beschreibt unseren gesellschaftlichen Umgang mit Wissen und verändert laut Zukunftsinstitut für Trend- und Zukunftsforschung, „was und wie wir wissen”.

Wissen wird vermehrt in dezentralen Strukturen generiert und somit praktisch unmittelbar der breiten Bevölkerung in digitaler Form zur Verfügung gestellt. Dadurch erfahren Lern- und Forschungsmethoden einen wahren Innovationsschub. Bildung wird so immer weniger elitär und fordert die Bildungsstätten, Schritt zu halten und sich immer wieder aufs Neue zu hinterfragen. Das wirkt sich bedeutend auf die Architektur unserer Kindergärten, Schulen und Universitäten aus, hat aber ebenfalls einen Einfluss auf die Gestaltung von Museen, Büros und anderen kulturell relevanten Gebäuden.

Lichtdurchflutete Bildungseinrichtung mit riesiger Fensterfront und Natur im Hintergrund.

Diese lichtdurchflutete und atmosphärisch einladende Bibliothek im schwedischen Malmö vereint das Beste aus Bildung und Architektur. (Foto: Drahomir Posteby-Mach, Unsplash)

Wissenskultur: Was ist das eigentlich?

Der Begriff Wissenskultur beschreibt, wie wir als Gesellschaft mit Informationen umgehen, wie wir uns Wissen aneignen und es weitergeben. Unsere Wissenskultur hat sich durch die Corona-Pandemie rasant verändert und wird zunehmend digitaler. Gelernt wird nicht mehr nur in Lehrgebäuden und Büchern. Homeschooling, Bildungsangebote on demand und Bildungsstätten, die einen flächendeckenden Zugang zum Internet gewährleisten können, werden immer mehr zum Status Quo. Durch die Verschiebung in den digitalen Raum geht der elitäre Charakter der Bildung verloren. Es wird immer einfacher, sich Wissen anzueignen, und in dezentralen Strukturen wie dem Internet werden täglich Unmengen an Informationen generiert, auf die die breite Gesellschaft zugreifen kann.

Unsere Wissenskultur erlebt dadurch einen Wandel. Der Umgang mit der Flut an Informationen und die Fähigkeit Quellen, Daten und Wissen einzuordnen, rücken in den Fokus. Lehrformen wie der klassische Frontalunterricht verlieren an Relevanz, wohingegen neue Ansätze wie Lifelong Learning, Free Creativity und Kollaboration sowohl in Bildungseinrichtungen als auch in der Berufswelt an Bedeutung gewinnen. Um diese neuen Lernansätze in die bisherige Bildungs- und Berufswelt zu integrieren, bedarf es einer Anpassung der bestehenden Raumstrukturen.

Überfüllter Hörsaal während einer klassischen Lehrveranstaltung.

Ein Bild, das bald der Vergangenheit angehört? Klassischer Frontalunterricht in überfüllten Hörsälen wird immer mehr von anderen Modellen abgelöst. (Foto: Edwin Andrade, Unsplash)

Architektur für die Schule der Zukunft

Eine Entwicklung, die sich dem Kosmos der Wissenskultur zuordnen lässt, ist die Verbindung von Architektur und Bildung – auch “Edutecture” genannt. “Edutecture” schafft durch neue Raumkonzepte die Umgebung für ein zukunftsfähiges Lernen, lässt sich aber ebenso auf Forschungsinstitute, Museen oder Büros anwenden. Das Zukunftsinstitut zeigt in diesem Zusammenhang vier Parameter auf, an denen sich die Architektur in Zukunft orientieren könnte, um die Lern- und Leistungsfähigkeit zu verbessern.

  1. Luft
    So essenziell wie die Luft, die wir zum Atmen brauchen, ist die Luft für unsere Leistungsfähigkeit. Das zeigen mehrere Studien, die sich im Rahmen der Corona-Pandemie mit der Belüftung in Bildungsräumen befasst haben. Mit steigender Luftqualität verbesserten sich in den Untersuchungen die Leistungen der Schülerinnen und Schüler nachweislich. Auch Orte, an die sich die Schülerinnen und Schüler zurückziehen und nachdenken können, sind von Vorteil für Konzentration und Lernverhalten.
  2. Licht
    Ebenso positiv verhält sich der Einfluss von Licht auf Schülerinnen und Schüler. In einer Veröffentlichung im Journal of Environmental Psychology wurde bereits im Jahr 2013 herausgestellt, dass helles Licht von circa 1500 lux die Denkleistung messbar steigert. Dabei ist anzumerken, dass sowohl künstliches als auch natürliches Licht einen konzentrationsfördernden Effekt haben können. Auf der anderen Seite wird durch gedimmtes Licht die Kreativität angeregt. Ein wichtiger Aspekt für die Lichtkonzeption von Bildungseinrichtungen.
  3. Lärmqualität
    Beim Thema Lärmqualität wird es ein wenig komplizierter. Die einen brauchen völlige Stille, die anderen benötigen eine bestimmte Lärmkulisse, um lernen zu können. Um in der Raumakustik einen Kompromiss zu finden, der beiden Seiten gerecht wird, macht es Sinn, offene und insbesondere facettenreiche Lernräume zu gestalten, die aber auch Rückzugsorte beinhalten.
  4. Liebe
    Ja, richtig gelesen! Auch eine liebevolle Gestaltung der Bildungseinrichtungen kann laut Studien von Vorteil für die Lernfähigkeit sein. In diesem Fall kann der Einsatz von beruhigenden Materialien wie Holz oder liebevoll gestalteten Möbeln zielführend sein und zu einer gesteigerten Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit führen.

Frau erklärt Mann etwas am Computer

Zukunfts-Skill Nummer 1. Der Umgang mit digitalen Endgeräten und Digital Literacy gewinnt zunehmend an Bedeutung. Wer den Anschluss nicht findet, bleibt zurück. (Foto: Desola Lanre-Orogun, Unsplash)

Den „Digital Divide“ schließen

Eine der größten Herausforderungen bei der Gestaltung von zeitgemäßen Lehrräumen ist es, den sogenannten Digital Divide zu schließen. Denn noch herrschen große Unterschiede beim Zugang zu Technologien, die für die Kommunikation und die Informationsbeschaffung von immenser Bedeutung sind. Laut Zukunftsinstitut sind Kinder, deren Eltern Laptops und Hilfeleistung bei technischen Problemen stellen können, klar im Vorteil.

Der Zugang zu digitaler Literatur – Digital Literacy – muss dabei für alle gleichermaßen möglich sein. Durch flexible und agile Raumszenarien, die digitale Technologien in bisher üblicherweise physische Konzepte integrieren, kann die Kluft verkleinert werden. Klassische Klassenräume oder Hörsäle, in denen man dem Lehrpersonal stoisch und beteiligungslos zuhört, verlieren laut Zukunftsinstitut im gleichen Atemzug an Relevanz.

Beim Versuch, die Bildungsstätten digitaler zu gestalten und auch Lernenden, die bisher aufgrund des fehlenden Zugangs zu Informations- und Kommunikationstechnologien benachteiligt waren, Chancengleichheit zu gewähren, darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass auch der physische Lernraum gleichermaßen attraktiv sein sollte, damit Bildung nicht irgendwann nur noch in virtuellen Räumen stattfindet. Zum Beispiel durch gestalterische Elemente der Playfulness lässt sich ein solches innovatives und ergebnisreiches Lernerlebnis fördern.

Die Zukunft des Megatrends

Wo führt uns der Megatrend langfristig hin? Kann man heute schon voraussagen, welche Ansätze sich durchsetzen und wie unsere Bildungsstruktur in 20 oder gar 50 Jahren aussieht? Das Zukunftsinstitut hat einen Blick in die Glaskugel gewagt und einige Thesen für die Zukunft der Wissenskultur aufgestellt. Die wichtigste für die Interior und Architektur-Branche: Wir lernen anders.

Lernen wird in unseren Köpfen immer mehr als lebenslanger Prozess angesehen werden und uns so ermöglichen, uns immer wieder an neue Situationen anpassen zu können – und dieses Mindset müssen auch Bildungsstätten verinnerlichen. Zudem wird zunehmend ein transformatives Lernen gefordert, das etwa den Umgang mit Krisen, Unsicherheiten und Veränderungen beinhaltet und einen absoluten Zukunfts-Skill darstellt. Um diesen Lernansätzen eine adäquate Umgebung zu bieten, eignen sich insbesondere Ageless Living Ansätze und modulare Konzepte .

Nicht zuletzt spielt auch der digitale Wandel eine wichtige Rolle beim Megatrend Wissenskultur – und unsere Bildungsstätten werden sich entsprechend anpassen müssen, um zukunftsfähig zu sein. Eine spannende Herausforderung für Architektur und Interior Design.

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